
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Der „rote Zar von Preußen“ aus Bronze
Eine Büste und ein neues Buch erinnern an den Sozialdemokraten Otto Braun
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Zwölf Jahre lang war er in der Weimarer Republik Ministerpräsident des Freistaates Preußen. Er setzte ein reichsweites Verbot der SA durch, er gab der ständig von Unruhen erschütterten Republik Stabilität, er sicherte die Demokratie – und doch kennt heute kaum jemand den Sozialdemokraten Otto Braun.
Um den SPD-Mann wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, hat die Stadt Potsdam bereits vor eineinhalb Jahren den Platz zwischen Langer Brücke und Landtagsschloss nach ihm benannt. Am gestrigen Dienstag nun wurde im Parlament in Potsdams Mitte eine Bronzebüste von Otto Braun enthüllt. Sobald der Platz nach der Fertigstellung der Häuserzeile an der Alten Fahrt gestaltet werden kann, soll die Skulptur dort aufgestellt werden, bis dahin wird sie im Landtagsfoyer zu sehen sein.
Er freue sich, dass damit ein „Beitrag zur Pflege demokratischer Erinnerungskultur“ geleistet werde, sagte Landtagspräsident Gunter Fritsch, der selbst Sozialdemokrat ist. Braun habe den preußischen Freistaat zu einem „Bollwerk der Demokratie“ gemacht, so Fritsch.
Die Braun-Büste ist eine Replik – das Original wurde 1931 von dem in Stuttgart geborenen Künstler Hermann Brachert geschaffen, heute steht sie in der Staatsbibliothek zu Berlin. Dank des Sponsorings der Flick-Stiftung, der Erdgas Mark Brandenburg, der Brandenburgischen Lotto GmbH und der Landesregierung konnte der 8000 Euro teure Abguss hergestellt werden. Als zweites Projekt finanzierten die Partner auch ein neues Buch über den Sozialdemokraten. „Otto Braun – ein preußischer Demokrat“ ist im Bebra-Verlag erschienen und beleuchtet das Leben und die politische Arbeit Brauns bis zu seinem Tod 1955 in der Schweiz. Zu seiner Zeit sei Braun eine bedeutende Figur gewesen, sagte der Historiker Manfred Görtemaker, der an der Potsdamer Universität seit mehr als 20 Jahren Neuere Geschichte lehrt und der das Buch herausgegeben hat. Der „rote Zar von Preußen“ sei eine der „positiven Gestalten unserer Geschichte“, so Görtemaker. Büste und Buch trügen nun hoffentlich dazu bei, ihn dem „Beinahe-Vergessen zu entreißen“. pee
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