HEYES Woche: Der Schlaatz und der Ruf Deutschlands
Im Internet lässt es sich nachlesen: Rechtsextreme Parteigänger sind völlig unzufrieden mit dem Ergebnis des Bürgergesprächs über ein Asylbewerberheim am Schlaatz. Sie spucken Gift und Galle.
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Im Internet lässt es sich nachlesen: Rechtsextreme Parteigänger sind völlig unzufrieden mit dem Ergebnis des Bürgergesprächs über ein Asylbewerberheim am Schlaatz. Sie spucken Gift und Galle. In dem reaktionären Schwachsinn, der auf bestimmten Seiten im Netz wabert, scheinen Drohungen auf, die dem Heim und seinen Bewohnern keine gute Zukunft versprechen. Dass die Bürgerversammlung dazu beitrug, Ängste und Vorurteile abzubauen, war den neuen und alten Nazis das größte Ärgernis. Daher die Flugblatt-Aktion der NPD. Deren Anwälte werden schon darauf geachtet haben, dass die Wortwahl womöglich haarscharf am Tatbestand der Volksverhetzung vorbeischrammt. Jetzt wird es darauf ankommen, denen Schutz zu bieten, die in dieser Auseinandersetzung die schwächste Position haben: die Asylbewerber. Die NPD wird alles tun, um Unfrieden zu säen. Bürgersinn und Menschlichkeit stehen dagegen. Allerdings wäre auch darüber nachzudenken, ob künftig die Integrationslast nicht auf mehrere Schultern und Stadtteile verteilt werden könnte.
Die Hungerkarawane aus den ärmsten Ländern Afrikas, die über das Mittelmeer in Richtung Europa strebt, sie wird nicht auf die italienische Insel Lampedusa beschränkt werden können. Die Forderung steht, die Flüchtlinge auch auf Nachbarländer zu verteilen. Dass die Menschen ihre Heimat verlassen, hat auch mit dem Egoismus der Europäer selbst zu tun. So werden Lebensmittel aus EU-Produktion mit öffentlichen Mitteln so herunter subventioniert, dass sie in Afrika billiger zu haben sind als heimische Produkte. Das zerstört dort landwirtschaftliche Strukturen und Einkommensgrundlagen. Wir sind damit nicht unerheblich selbst Teil des Problems. Die Ursachen sind jedenfalls nicht mit reaktionären und menschenfeindlichen Sprüchen zu erledigen.
Daher gilt es, auch am Schlaatz alles zu vermeiden, was den Ruf Deutschlands als fremdenfeindlich und antisemitisch weiter festigt. Beide Vorwürfe haben Deutschland auf die jetzt veröffentlichte Liste des US-Außenministeriums gebracht, in denen die Länder aufgeführt sind, denen Verstöße gegen die Menschenrechte vorgeworfen wird. Gründe genug, um Gesicht zu zeigen.
Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.
Uwe-Karsten Heye
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