
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Der schönste Raum für den Komponisten
Potsdamer Dirigent Hans Chemin-Petit erhält Ehrenzimmer im Kleinen Schloss im Babelsberger Park
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Babelsberg – Alles begann damit, dass der neue Besitzer des Hauses Charlottenstraße 22 die Gedenktafel für den Komponisten, Dirigenten und Cellisten Hans Helmuth Chemin-Petit, der 1902 in diesem Haus geboren wurde, nicht mehr an seiner Hauswand haben wollte. Tochter Andrea Witte suchte deshalb einen anderen Platz für die Metalltafel und wandte sich an den Gastronomen Arndt Gilka-Bötzow, der das Kleine Schloss im Babelsberger Park betreibt. Die Familie Chemin-Petit hatte von 1937 bis zum Bombenangriff 1945, als auch Teile des Schlössschen zerstört wurden, in der 1. Etage des Gebäudes gewohnt. Der Pianist und Freund der Familie Wilhelm Kempff, hatte damals beim Einzug ins Schloss vermittelt. Chemin-Petit bekam so genügend Raum, um zu musizieren und zu komponieren und er empfing dort auch Schüler. Der weite Weg durch den Babelsberger Park habe aber manchen potenziellen Besucher abgeschreckt, erzählte Andrea Witte am Samstag humorvoll anlässlich der Einweihung des Ehrenzimmers für ihren Vater. Der habe die Abgeschiedenheit durchaus genossen.
Ein Restaurant gab es damals noch nicht im Kleinen Schloss. Erst 1955 wurden dort die „Strandterrassen“ eingerichtet. Gastronom Gilka-Bötzow griff die Bitte Andrea Wittes gern auf, wollte nicht nur der Ehrentafel einen Platz geben, sondern machte „aus dem schönsten Raum im Kleinen Schloss“ ein ganzes Gedenkzimmer für den berühmten Sohn Potsdams. Alte Fotografien belegen anschaulich die Stationen des Wirkens von Chemin-Petit. Eines zeigt zum Beispiel ein Konzert im Hofe des Stadtschlosses gleich nach Kriegsende 1945, ein anderes sein Auftreten an der Hochschule für Musik und ein drittes ein Dirigat in der Neuen Philharmonie am Potsdamer Platz. Einige Landschaftsbilder von Chemin-Petit, der auch malte, werden präsentiert, ein Taktstock wird unter Glas aufbewahrt und natürlich gehört die Gedenktafel zum Wandschmuck.
Wie sich auf der einen Fotografie sehen lässt, war das Stadtschloss trotz Bombardierung noch so gut erhalten, dass Konzerte im Hof möglich waren. Chemin-Petit, der sich zwar nicht mit den Nationalsozialisten angelegt hatte, aber integer geblieben war, gründete noch 1945 den Städtischen Chor Potsdam und das Collegium musicum. Das sei damals ein kleines Häuflein aus Berufs- und Laienmusikern gewesen, erzählte Andrea Witte. Heute besteht es aus 70 Musikern und hat unter seinem jetzigen Leiter Knut Andreas einen exzellenten Ruf erworben. Zur Einweihung des Zimmers waren denn auch neben vielen anderen Gästen Musiker des Collegium musicum gekommen und spielten Chemin-Petits Trio im alten Stil. Chemin-Petit hat sich nicht nur als Leiter von Chören in Potsdam, Berlin und Magdeburg und als Professor an der Hochschule für Musik in Westberlin, wohin er 1951 übersiedelte, einen Namen gemacht, sondern auch durch Kompositionen von Opern, Chorwerken, Kammermusiken und Orchesterwerken. Dem Collegium musicum unter Andreas ist es zu verdanken, dass einiger seiner Werke zu neuem Leben erwacht sind. Chemin-Petit starb 1981 in Berlin. In seinem Nachruf heißt es: „Er verstand zu hören, doch falsche Töne vertrug er nicht.“
Das Hans Chemin-Petit-Zimmer wird künftig als Veranstaltungsraum dienen und es kann auch für kleine festliche Musiken genutzt werden. Hella Dittfeld
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