Landeshauptstadt: „Der Sommer ist noch nicht vorbei“
Meteorologe Thomas Endrulat erklärt, warum uns der August kalt vorkommt – und wie das Wetter wird
Stand:
Herr Endrulat, in den letzten Tagen sind die Temperaturen nicht mehr so hoch wie noch im Juli und Anfang August. Ist denn der Sommer jetzt schon zu Ende?
Nein, der Sommer ist noch nicht vorbei. Eigentlich sind die jetzigen Temperaturen für Mitte August normal. Anfang August gibt es meist eine sehr heiße Sommerperiode mit sehr heißen Sommertagen, auch bekannt als die sogenannten Hundstage. Im zweiten Drittel des Monats stellt sich die Wetterlage dann aber üblicherweise um, das heißt die Temperaturen werden moderater.
Also ist alles normal?
Ja. Metrologisch sind Temperaturen um die 20 Grad – plus minus zwei Grad – für die zweite Augusthälfte normal. Es ist aber so, dass Temperaturen um die 20 Grad subjektiv kälter empfunden werden nach einer längeren Hitzeperiode mit sehr hohen Temperaturen. Dabei ist es eigentlich noch warm.
Mit welchem Wetter können wir in Potsdam in den nächsten Tagen und Nächten rechnen?
Die Nachttemperaturen werden um die zwölf Grad liegen. Am Tag werden Temperaturen um die 20 Grad zu erwarten sein. Generell wird die Wetterlage tagsüber unbeständig, Sonne, Wolken, Schauer – von allem wird es ein bisschen geben.
Wird es noch mal richtig warm, also Bade- und Grillwetter?
Von den Temperaturen her wird es für den Rest des Augusts wohl keine Ausreißer nach oben oder unten mehr geben. Das Augustwetter wird eher unspektakulär. Es ist weder eine Hitze- noch eine Kälteperiode in Sicht. Wie gesagt, Temperaturen um die 20 Grad sind in der zweiten Augusthälfte üblich.
War der diesjährige Sommer außergewöhnlich warm?
Der Juli war ein bisschen zu warm in Brandenburg. Er war im Vergleich zum langjährigen Durchschnittswert für diesen Monat drei Grad wärmer. So ähnlich war es auch im vergangenen Jahr: Im Juli 2013 lagen die Temperaturen mit zwei Grad über dem Durchschnitt. Der diesjährige Juli war der zweitwärmste Juli in Brandenburg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Ist der wärmere Juli in diesem und letztem Jahr in Brandenburg möglicherweise eine Folge der Klimawandels?
Ob der höhere Durchschnittswert im Juli mit Klimaveränderungen zu tun hat oder nicht, das kann momentan und auch in den nächsten Jahren noch nicht beantwortet werden. Dies bedarf einer langjährigen Studie über mindestens 30 oder 40 Jahre. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass das typische Sommerwetter in Mitteleuropa nicht konstant ist. Da kann es vorkommen, dass sich warme mit kalten Sommern abwechseln oder sehr warme beziehungsweise kalte Sommer aufeinander folgen. Daher ist es vom heutigen Standpunkt aus nicht möglich, zu sagen, ob die wärmeren Durchschnittstemperaturen im Juli in diesem und letztem Jahr mit Klimaveränderungen zu tun haben oder einfach nur eine typische Wetterlage für den mitteleuropäischen Raum sind. Es gibt Menschen, die meinen, dass ein Sommer heiß und trocken sein muss, aber im mitteleuropäischen Raum ist es normal, dass die Sommer unbeständig sind, dass es Regen gibt. Wäre das nicht so, gäbe es in Deutschland nicht so viel grüne Wälder.
Die Fragen stellte Gülten Akkoç
Thomas Endrulat ist Leiter der Regionalzentrale des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam. Seit 2011 arbeitet er in Potsdam, zuvor war er beim Wetterdienst in Leipzig tätig.
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