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Landeshauptstadt: Der Sprung über die Mauer

Günther Schaefers Fotos über das Hauptstadtleben seit 1989 werden in den Bahnhofspassagen gezeigt

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Günther Schaefers Fotos über das Hauptstadtleben seit 1989 werden in den Bahnhofspassagen gezeigt Von Erhart Hohenstein Als der seinerzeit in New York lebende Maler und Fotograf Günther Schaefer am 9. November 1989 vom Mauerfall hörte, buchte er den ersten Flug nach Berlin. Der gebürtige Franke nahm in Kreuzberg Wohnung und ist seitdem zum Chronisten des Alltagslebens in der wiedervereinigten deutschen Hauptstadt geworden. Eine Anzahl der ausdrucksstärksten der in 15 Jahren entstandenen Aufnahmen, übrigens durchweg in Schwarz-Weiß, werden jetzt durch den Verein „300 Jahre Preußen“ in den Bahnhofspassagen gezeigt. Einige davon sind um die Welt gegangen, so wie Menschen sich von der Mauer am Brandenburger Tor auf die westliche Seite herunterlassen. Die Fotos spannen den Bogen über einen lachenden jungen DDR-Grenzsoldaten, der „endlich freundlich sein darf zu den Menschen“, Gedenksteine für die erschossenen Flüchtlinge, die reklame-triefende Veränderung des Stadtbildes, Christos Verhüllung des Reichstages bis hin zu einem 1999 am ehemaligen Haus des Lehrers am Alexanderplatz angebrachten riesigen Plakat mit der resignativen Erinnerung an die friedliche Revolution: „Wir waren das Volk.“ Bei der Ausstellungseröffnung, zu der die Cansonette Christine Ehlert beitrug, hielt der Galerist Günter Muth die Laudatio. Er arbeitet mit Schaefer seit 1990 zusammen, als dieser an der Berliner Mauer die Freiluftgalerie East Side Gallery mitbegründete und dafür das umstrittene, inzwischen unter Denkmalschutz gestellte Bild „Vaterland“ malte. Die Fotoausstellung, berichtete er, hatte ihre Premiere in der Ungarischen Botschaft erlebt – ein Dankeschön dafür, dass die Ungarn 1989 für DDR-Flüchtlinge die Grenze zu Österreich geöffnet und damit eine wichtige Voraussetzung für den Fall der Berliner Mauer geschaffen hatten. Die Potsdamer können die „Bilder aus zwei Jahrtausenden“ genannte Ausstellung bis zum 22. Dezember betrachten. Dann geht sie auf Tournee in die neuen osteuropäischen EU-Mitgliedsländer und 2006 in die USA. Als bleibende Erinnerung können eine CD mit den Fotos, ein Begleitheft, Poster und Postkarten mitgenommen werden. Im Internet ist der Maler und Fotograf unter www.berliner-mauer-kunst präsent. Er führt auf telefonische Voranmeldung (0173/5947135) persönlich durch die Ausstellung. Wie Schaefer den PNN mitteilte, will er seine Dokumentation als Langzeitprojekt weiter fortführen. Er denke daran, sie über Berlin hinaus auf das Umland, also auch Potsdam, auszudehnen. Bilder aus zwei Jahrtausenden, 20.11 - 22.12., Bahnhofspassagen, geöffnet dienstags und mittwochs 12 - 16 und donnerstags bis sonntags 13 - 18 Uhr, Eintritt frei.

Erhart Hohenstein

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