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Sport: Der Stunt von Barcelona
Das deutsche Team schlägt Mazedonien 28:23 und zieht ins Viertelfinale ein
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Als sie wackelten, als 17 Minuten vor Ende die Wende drohte, da rettete ein Stunt des Torwarts die deutsche Handballnationalmannschaft. Silvio Heinevetter lag quer in der Luft, schwebend scheinbar, als er den Wurf von Dejan Manaskov und damit das 18:16 hielt. Das war das Fanal. Danach steigerte sich der deutsche Angriff wieder, speziell die Wetzlarer Flügelzange Kevin Schmidt und Tobias Reichmann verwandelten ihre Chancen nun kalt. Die deutschen Profis siegten am Ende deutlich mit 28:23 (13:9) gegen Mazedonien im Achtelfinale der WM in Spanien, und lagen sich in den Armen. „Ich bin unheimlich stolz auf mein Team“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger. „Ich habe immer ans Team geglaubt, auch die Mannschaft hat an sich geglaubt.“ Der Gegner im Viertelfinale am Mittwoch in Saragossa wird am heutigen Montag in der Partie zwischen Gastgeber Spanien und Vize-Europameister Serbien ermittelt.
Im Vorteil waren die Deutschen bereits vor Anpfiff. Und das nicht nur, weil sie bei der EM vor einem Jahr den Gegner in einem Krimi mit 24:23 besiegt hatten. Während das Team um Kapitän Oliver Roggisch vor der K.o.-Runde nur etwa 30 Kilometer von Granollers nach Barcelona reisen musste, entwickelte sich der Umzug des mazedonischen Teams zum Horrortrip. Da die Bahn in Sevilla ausgefallen war, dehnte sich der Umzug auf über acht Stunden, das Training im Palau Sant Jordi musste gestrichen werden. Deutschland war der Favorit, aber Heuberger warnte vor einem „offenen Rennen“.
Verkörpert wurde diese Warnung vor allem durch Kiril Lazarov, den Rückraum- Linkshänder von Atletico Madrid. Der 32-Jährige zählt zu den abgekochtesten Schützen auf seiner Position. Aber die deutsche Deckung hatte den Superstar zunächst gut im Griff, hielt den mazedonischen Aufbau aus der Gefahrenzone. Der Mittelblock um Abwehrchef Oliver Roggisch und Michael Haaß errichtete eine Mauer. Und wenn doch mal ein Ball den Weg Richtung Gehäuse fand, stand da noch Silvio Heinevetter. Der Keeper von den Füchsen Berlin, zu Beginn des Turniers noch heftig kritisiert, steigerte sich erheblich. Er trug mit seinen Paraden, allein zehn im ersten Abschnitt, viel zum 4:0-Traumstart der DHB-Auswahl bei.
Diesen Vorsprung konnte das deutsche Team noch ausbauen, obwohl nun der Berliner Sven-Sören Christophersen nach einer Knieverletzung ausfiel. Dennoch, der deutsche Angriff zeigte diesmal nicht den fulminanten Angriffswirbel, nicht das brutale Tempospiel aus den letzten Vorrundenpartien. Die Schnellangriffe unterband einerseits Keeper Ristovski, der tief im Feld stand, aber auch das Rückzugsverhalten des Gegners war clever. Als auch der deutsche Positionsangriff etwas stockte, kamen die Mazedonier etwas besser ins Spiel. Nun traf auch Lazarov aus dem Rückraum, und beim 13:9-Pausenstand war die Partie keineswegs entschieden.
Nach der Pause erhöhte die mazedonische 3:2:1-Deckung den Druck und griff extrem früh an, aber als Stefan Kneer aus dem Rückraum traf, führte Deutschland mit 17:11. Es lief jedoch weiterhin nicht alles rund im deutschen Angriff, etwa als Schmidt einen Siebenmeter vergab. Und so wackelten die Deutschen plötzlich. Als Steffen Weinhold eine Zeitstrafe kassierte, verkürzte Mazedonien in nur zwei Minuten auf 18:16 (44.). Doch dann errichtete Heinevetter die Schranke im Tor und entnervte den Gegner. Als Roggisch fünf Minuten vor der Sirene einen Tempogegenstoß zum 26:18 verwandelte, war die Partie entschieden.
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