Attikafiguren in der Potsdamer Innenstadt: Der Tragödie den Kopf aufgesetzt
In die Charlottenstraße sind am heutigen Montag vier Attikafiguren zurückgekehrt. Sie symbolisieren Motive aus dem Theaterleben.
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Sechs Jahre hat die Verjüngungskur gedauert – am heutigen Montag sind vier Attikafiguren an ihren Platz auf dem barocken Bürgerhaus in der Charlottenstraße 100 zurückgekehrt. Am Vormittag wurden die überlebensgroßen Figuren auf die Fassade gehoben, teilte das verantwortliche Architekturbüro Götz Bellmann mit. Bei den Sandsteinskulpturen handele sich um eine Seltenheit – den vollständig erhaltenen Figurenschmuck auf einem Haus in der Potsdamer Innenstadt. Sie stellen Motive aus dem Theaterleben dar, laut dem Potsdamer Historiker und Treppenexperten Friedrich Mielke könnten die Figuren die Elegie, die Komödie, die Tragödie und die Ode symbolisieren.
Das besagte Haus wurde demnach als Ensemble mit den beiden Nachbarhäusern 99 und 101 um 1783 errichtet, die Schaufassaden nach Entwürfen des Baumeisters und Architekten Johann Rudolf Heinrich Richter. Saniert wurde das Haus seit 2008. Dabei seien die historischen Details gesichert und verloren gegangene historische Bauteile wieder ersetzt worden. Die Figuren wurden 2010 zur Restaurierung vom Dach gehoben, sie waren zum Teil erheblich beschädigt, die Köpfe von zwei Figuren fehlten.
Bei der Restaurierung wurden Steindefekte beseitigt
Bei der aufwendigen Restaurierung seien Steindefekte beseitigt und die Poren des verwitterten Sandsteins mit einem Mikrostrahlverfahren wieder geöffnet worden. Die beiden weiblichen Figuren, die „Tragödie“ und die „Elegie“, erhielten drei neue Arme, bei der „Tragödie“ fand man den verloren gegangenen Kopf in einem Schutthaufen im Keller. Bei einem der beiden Jünglinge, der „Komödie“, wurde der verlustig gegangene Kopf nach alten Fotografien gestalterisch nachempfunden und rekonstruiert. Wer die Figuren seinerzeit gehauen hat, sei nicht bekannt. Eine der Figuren sei signiert mit dem Jahr 1873 – vermutlich ein Reparaturdatum.
Restauriert wurden die Figuren vom Potsdamer Bildhauer Christoph Bolze. Die Reinigung des Steins und das Aufbringen einer Farblasur wurde von dem Potsdamer Bildhauer und Steinrestaurator Andreas Klein durchgeführt. Die Aufstellung wird von der Firma Andreas Reichelt übernommen, die auch die Figuren auf das Landtagsschloss gehoben hat. Für die Restaurierung habe es auch eine Förderung der Denkmalbehörde der Landeshauptstadt und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegeben.
Nach der Aufstellung der Figuren soll jetzt noch die Fassade des Hauses fertig gestrichen werden, so die Architekten. Diese Arbeiten hätten 2010 abgebrochen werden müssen, da sich durch das jahrelange Eindringen von Regenwasser in den oberen Teil der Fassade erhebliche Salpeterausblühungen im frischen Putz zeigten und die Farbe nach kurzer Zeit wieder abgefallen wäre. Nunmehr sei die Fassade ausgetrocknet.
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