
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Der Trick mit den Dosen
Der Potsdamer Getränkehändler Direct Drink stellt Fertig-Cocktails in ungewöhnlicher Verpackung her
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Gut gemachte Cocktails sind ein Genuss – ein solcher Genuss, dass man sie eigentlich auf Flaschen ziehen könnte. Genau das wird seit Jahren von einigen Getränkeherstellern getan, meist mit fragwürdigem Erfolg: „Es gibt etliche Fertigcocktails auf dem Markt, aber die schmecken einfach nicht“, sagt Oliver Findewirth, Geschäftsführer der Drink Direct Handels- und Vertriebs GmbH, und zeigt als Beweis eine Flasche mit fertig-gemixtem Tequila Sunrise: eine rotbraune Brühe, in der ausgeflockter Fruchtsaft schwebt.
Die von dem Potsdamer Unternehmen mit Sitz im Industriegebiet Rehbrücke hergestellten „Conelly“-Cocktails funktionieren anders: Zwei Einzel-Dosen, die mit einem Kunststoffring verbunden sind, enthalten jeweils den Alkohol und die Fruchtsaftmischung, die erst kurz vor dem Trinken gemixt werden.
Das hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber Fertig-Cocktails, wo beides schon miteinander verbunden ist: „Der Alkohol zerstört die Pektin-Struktur des Fruchtsaftes, das kann man bereits nach zwei Stunden sehen“, sagt Findewirth, „und das schmeckt dann auch nicht mehr gut“. Die Marke Conelly stammt ursprünglich von dem Österreicher Günter Hämmerle, der 2003 an einem brennend heißen Julitag Lust auf einen Cocktail verspürte, aber nach einem Blick in seine Hausbar feststellen musste, dass er über etliche Zutaten nicht verfügte – ein fertiger Cocktail musste her!
Bevor das österreichische Unternehmen Conelly 2005 gegründet wurde, gab es jedoch etliche Überlegungen, wie man die leidige Unverträglichkeit von Saft und Alkohol lösen könnte, denn auf Konservierungsstoffe sollte verzichtet werden: „Es gab die Idee, die Komponenten in einzelne Kammern zu füllen, welche dann durch ein Druckverfahren aufgebrochen werden“, sagt Findewirth, „oder ein runder Deckel, der die Komponenten enthält und dann über einem Shaker geöffnet wird“. Das alles erwies sich aber als zu aufwendig, bis man auf die Lösung zweier Trinkdosen verfiel, die man nur noch zusammen mit Eis in einen Shaker gießen muss. „Dosen schützen den Geschmack von Lebensmitteln von allen Verpackungen eigentlich am besten“, sagt Findewirth, „außerdem bleibt so das Mixen und Shaken erhalten – Cocktails sind schließlich mit einem gewissen Feeling verbunden“.
Der gebürtige Bayer Findewirth hatte Drink Direct 2006 in Potsdam gegründet und anfangs von seiner Privatwohnung aus Handel und Vertrieb für große Getränkehersteller organisiert. 2008 übernahm er dann den Deutschland-Vertrieb von Conelly, 2012 kaufte Drink Direct das komplette Unternehmen und verlagerte die Produktion nach Deutschland. Hergestellt wird im thüringischen Gerstungen. Der Start war nicht leicht: „2008 waren Getränkedosen wegen der Probleme bei der Einführung des Einwegs-Pfands fast völlig aus den Regalen verschwunden“, sagt Findewirth mit einem säuerlichen Lächeln, „und dann kamen wir mit Dosen“.
Erst 2011 besserte sich die Situation, immer mehr Kunden entdeckten die Dosen-Cocktails als einfache Möglichkeit, daheim etwas zu mixen: „Wenn Sie sich die Zutaten für all diese Cocktails kaufen würden, wären Sie schnell bei 30 Euro“, sagt Angela Boldt von Drink Direct. Elf Cocktail-Sorten bietet das Unternehmen mittlerweile an, darunter Klassiker wie Mai Tai oder Sex On The Beach. „Wir werden immer wieder nach Pina Colada gefragt, aber die wird mit Milch oder Sahne gemacht, und die lässt sich schwierig haltbar machen“, so Findewirth. Insgesamt 15 Mitarbeiter hat Drink Direct, die meisten aus Potsdam. Im Industriegebiet sind auch viele Speditionspartner des Unternehmens ansässig. Für Findewirth ein guter Standort, doch er sagt auch: „Leider sind die Gewerbeflächen in Potsdam oft nur mäßig oder horrend teuer.“ Von der Stadt würde er sich vor allem für das Drewitzer Gebiet mehr Unterstützung wünschen, nicht zuletzt was die Internetleitung angeht: „Wir hatten hier mal 14 Tage kein Netz. Jetzt arbeiten wir mit Internet über Funkverbindung.“
Neben den Dosen-Cocktails vertreibt Drink Direct auch Wein des Weinguts Lergenmüller, Bio-Säfte der Firma Höllinger sowie die unzerbrechlichen Trinkgläser des dänischen Unternehmens „Glass4Ever“: „Es passieren sehr viele Unfälle mit Glas“, sagt Findewirth. Die Polycarbonat-Gefäße sehen auf den ersten Blick aus wie richtige Gläser, sind aber viel leichter. Das hat einige Vorteile: „Für Kellner sind sie leichter zu tragen und Disko-Besitzer müssen später keine Scherben wegräumen“, so Boldt. Zudem werden bei Straßen- und Volksfesten immer öfter Flaschen und Gläser verboten: „Das ist absolut ein Zukunftsmarkt“, sagt Findewirth. Und Cocktails lassen sich aus den Gläsern natürlich auch trinken.
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