
© Andreas Klaer
Studentischer FH-Vizepräsident: Der Übersetzer
Der 23-jährige Marcus Dreier wurde zum ersten studentischen Vizepräsidenten der Fachhochschule Potsdam gewählt. Der Architektur- und Städtebau-Student nimmt heute sein Amt auf.
Stand:
Politik oder Architektur? Marcus Dreier hat sich noch nicht entschieden, welche Richtung er später einmal einschlagen will. Und schließlich habe das eine viel mit dem anderen gemeinsam. „Gerade in Potsdam“, meint der 23-jährige Architektur- und Städtebau-Student der Fachhochschule Potsdam (FH) und lacht.
Derzeit schlägt das Pendel für Dreier jedenfalls in Richtung Politik aus. Anfang Februar war der Student vom Senat der FH zum studentischen Vizepräsidenten für besondere Aufgaben gewählt worden – ein Amt, das es so an der FH zuvor nicht gab. Bislang gibt es nur an einer einzigen Brandenburger Universität einen studentischen Vizepräsidenten: an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) in Eberswalde, die dieses Amt seit 1999 besetzt. „Ich halte die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulleitung und Studierendenschaft für sehr wichtig und will mit der herausragenden Stellung eines studentischen Vertreters in der Hochschulleitung bewusst ein Signal setzen“, erklärte Eckehard Binas, Präsident der FH, die neue Position. Marcus Dreier wurde für ein Jahr gewählt und nimmt sein Amt am heutigen 1. März auf. Neben dem neu geschaffenen Amt gibt es an der FH noch drei weitere Vizepräsidenten.
„Es ist eine tolle Aufgabe“, ist sich Marcus Dreier schon jetzt sicher. Auch wenn er weiß, dass die neue Position so manchen Spagat von ihm erfordern wird: „Man ist das Sprachrohr der Studierenden in der Hochschulleitung. Und man vermittelt, wenn mal etwas klemmt.“ Oft sei es schlicht die unterschiedliche Sprache zwischen beiden Gruppen, die Probleme verursache: „Da muss man übersetzen.“ Dreier ist sich jedoch auch bewusst, dass das neue Amt erst einmal definiert und mit Inhalten gefüllt werden muss. Genau daran werde derzeit gearbeitet, so Dreier: „Das Schöne ist, dass ich das Amt zusammen mit dem FH-Präsidenten gestalten kann, so können wir überlegen, was man machen kann, was sinnvoll ist.“
Geboren wurde Dreier im sächsischen Stollberg. 2007 zog er nach Potsdam und studiert seitdem an der FH. Als Kandidat für den studentischen Vizepräsidenten empfahl er sich unter anderem durch seine beachtliche Erfahrung in universitären und studentischen Gremien: Seit 2009 sitzt er im Studierendenrat des Fachbereichs Architektur und Städtebau, 2011 wurde er Mitglied des Fachbereichsrats. Im selben Jahr übernahm er das Referat für Studium und Lehre im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der FH und wurde Mitglied des Verwaltungsrates des Studentenwerks Potsdam. Seit 2012 ist er beratendes Mitglied des Senats der FH.
„Ich habe gesehen, dass ich die Möglichkeit habe, etwas zu ändern. Ich will nicht nur dasitzen und sagen: Es ist alles Mist“, erklärt Dreier seine politische Motivation. Das Studieren selbst angenehmer zu machen und dessen Qualität zu verbessern, das sei sein Hauptthema. Einer Partei steht Dreier nicht nahe, er sieht sich selbst eher als Pragmatiker: „Man entwickelt Visionen und macht daraus Ziele seiner Arbeit. Man muss aber auch hinterfragen, ob man sie umsetzen kann oder ob es nicht-machbare Hirngespinste sind.“ Diese Sicht komme möglicherweise durch sein Architekturstudium, sagt Dreier. „Das ist sehr reell.“
Die meisten seiner Gremien-Tätigkeiten hat Dreier vor Kurzem niedergelegt, um sich seinem neuen Amt widmen zu können. Die Vereinbarkeit von Studium und universitärem Engagement ist für Dreier seit Langem ein Thema: „Seit der Einführung des Bachelors engagieren sich immer weniger Studierende für ihre Belange.“ Dreier hofft, als studentischer Vizepräsident die unterschiedlichen Gremien besser vernetzen und die Kräfte bündeln zu können. Ein Thema, bei dem er die studentische Perspektive in die Hochschulleitung einbringen will, ist der Umzug der FH an den Campus Pappelallee. Hier sieht Dreier unter anderem Probleme bei der seiner Ansicht nach bereits voll ausgelasteten Mensa in der Pappelallee. Durch den Auszug aus dem FH-Standort in der Friedrich-Ebert-Straße dürfte sich die Auslastung weiter erhöhen. Das Thema, das Dreier nach seinem Antritt als erstes beschäftigen wird, ist die Mitarbeit an der Auslegung des Hochschulentwicklungsplans für die FH.
Das Wort „reell“ fällt mehrfach, wenn Marcus Dreier spricht. Er wirkt gelassen reflektiert. Und er weiß ganz klar, was er will. „Auf keinen Fall darf passieren, dass die Hochschulleitung mir sagt, dass ich ihre ihr Beschlüsse vermitteln soll. Das wird es nicht geben, das würde ich nicht mittragen.“ Ob das Amt des studentischen Vizepräsidenten Modellcharakter für andere brandenburgische Hochschulen bekommt, muss man abwarten. An der Universität Potsdam gibt es laut Pressesprecherin Birgit Mangelsdorf derzeit keine Überlegungen, eine solche Stelle einzurichten.
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