
© Möldner
Von Michael Meyer: Der unverhoffte Motor
Der Potsdamer Ronald Verch paddelt bei den Kanu-EM in Brandenburg die 1000 Meter im Vierercanadier
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Ronald Verch vom KC Potsdam ist praktisch der Motor im Vierer. Der Canadier- Spezialist, der sich unverhofft praktisch in letzter Minute noch in die deutsche Flotte für die Europameisterschaften der Rennkanuten in der kommenden Woche auf dem Brandenburger Beetzsee paddeln konnte, kniet im 1000-Meter-Vierer hinter Schlagmann Chris Wend (Magdeburg) und Thomas Lück (Neubrandenburg) auf Position drei vor Erik Rebstock (Neubrandenburg). „Der Erste gibt die Schlagfrequenz vor, der Zweite nimmt ihn auf, der Dritte paddelt volle Pulle und der Vierte muss zusätzlich steuern“, umriss der 23-Jährige die Aufgabenverteilung im Boot nach den gestrigen Kraftübungen im Trainingslager Kienbaum. Nach dem heutigen Abschlusstraining wird das 32-köpfige deutsche Nationalteam, zu dem zehn Potsdamer zählen, morgen ins Brielower Parkhotel Seehof, sein EM-Quartier, umziehen. Verch allerdings wird bereits heute Abend während des traditionellen „Havelfestes“ der Stadt Brandenburg mit weiteren Klubkameraden noch einmal für das Großereignis mit Kanuten aus 35 Nationen werben.
Vor einigen Wochen hatte Ronald Verch schon mit dem Kapitel EM – und damit auch seinem großen Saisonziel, den Weltmeisterschaften im kanadischen Dartmouth – abgeschlossen. Bei der ersten nationalen Einer-Qualifikation war er kurz nach einer Erkrankung der Konkurrenz nur hinterhergepaddelt, bei der zweiten „lief es besser, aber es fehlte noch die Kraft für konstant gute Leistungen“, erinnerte sich der Student, der an der Potsdamer Uni im vierten Semester Ernährungswissenschaften studiert und auch derzeit in Kienbaum abends noch in seine Lehrbücher guckt. In der deutschen Rangliste der Linksfahrer – im Canadier wird zwischen Rechts- und Linksschlägern unterschieden – fand er sich auf Platz sechs wieder. „Also hatte ich für die diesjährigen U23-Europameisterschaften geplant“, erzählte Verch.
Da die für die deutschen Zweier-Canadier vorgesehenen Robert Nuck, Stefan Holtz (beide Karlsruhe), Erik Leue (Magdeburg) und Tomasz Wylenzek (Essen) aber nicht auch die Vierer fahren wollten, erhielt der Schützling von Trainer Ralph Welke eine neue Chance – die er nutzte: Er setzte sich bei Testfahrten in Kienbaum gegen den Berliner Björn Wäschke durch. „Mit mir war der Vierer 1,4 Sekunden schneller als mit Wäschke“, so Verch, der die Heim-EM deshalb nun doch als Aktiver erleben wird. „Das ist ein schönes Gefühl“, gestand der Newcomer, der bei seinen Rennen in der kommenden Woche auf dem Beetzsee auch seine ganze Potsdamer Familie unter den Zuschauern auf der großen Tribüne weiß: Freundin Lisa und seinen sechs Monate alten Sprössling Lionel Teddy, Mutter Angelika, Vater Reinhard und Bruder Karsten (26), der einst ebenfalls am Potsdamer Luftschiffhafen im Kajak paddelte und heuer noch ab und an Kanupolo spielt.
„Das wird mich natürlich noch mehr anspornen“, glaubt Ronald Verch, der mit seinen C4 ab kommendem Donnerstag aber auch um die WM-Tickets nach Kanada kämpfen will. „Dazu muss unsere Leistung aber internationales Niveau haben“, weiß das Potsdamer Kraftpaket, das gestern signalisierte: „Nach einer Woche gemeinsamem Training finden wir immer besser zusammen.“
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