Politik in Potsdam: Der Vorsprung schmilzt
Potsdams Linke verliert Mitglieder, die SPD gewinnt leicht hinzu. Doch trotz des Zuzugs stagniert die Zahl der Bürger, die sich in Parteien engagieren
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Die SPD holt auf, der Vorsprung der Linken schmilzt: Erstmals seit der Wende haben die Sozialdemokraten in Potsdam nur noch knapp 100 Mitglieder weniger als die in Potsdam traditionell bisher stärkste Partei, die Linke. Wie die Kreischefs von SPD und Linken, Mike Schubert und Sascha Krämer, auf PNN-Anfrage erklärten, gibt es derzeit rund 770 Potsdamer Sozialdemokraten und 860 Linke mit Parteibuch. Ende 2011, also vor etwa zwei Jahren, lag das Verhältnis noch bei 740 zu 910, Ende 2008 sogar bei 760 zu 1050.
Der Hauptgrund für die Verluste bei den Linken: Der Altersdurchschnitt der Partei gilt als überproportional hoch, es gibt viele alte Genossen, die ihr Parteibuch noch zu SED-Zeiten erworben haben und die nach und nach sterben. Die Verluste seien „demografisch bedingt“, hatte Kreischef Krämer schon vor zwei Jahren gesagt. Zwar bemüht sich die Partei seit Jahren um jungen Nachwuchs – allerdings reicht dies derzeit offenbar nicht aus, den Rückgang zu stoppen. „Wichtig in einer Partei ist der Grad der Aktiven und da bin ich momentan zufrieden“, sagte Krämer jetzt auf Nachfrage. SPD-Chef Schubert sagte, er freue sich über die stabilen Mitgliederzahlen.
Drittstärkste Partei in Potsdam ist derzeit die CDU mit nach eigenen Angaben rund 500 Mitgliedern. So viele hatte die Partei auch vor rund zwei Jahren gemeldet. Ein Mini-Wachstum in diesem Zeitraum verzeichnen auch die Grünen, wie ein Sprecher sagte: Von 180 auf 190. Die FDP ist trotz ihres Bundestagswahlfiaskos in Potsdam nach Parteiangaben immer noch mit rund 180 Mitgliedern vertreten. Ende 2011 waren es knapp 190.
Als nicht mehr ganz neue politische Kraft zählen die Potsdamer Piraten nach ihrer Gründung im September 2009 laut einem Sprecher inzwischen 100 Mitglieder – davon zahlen aber lediglich 40 auch Parteibeiträge. Bei den im Stadtparlament vertretenen Wählergruppen liegt die linksalternative Die Andere nach eigenen Angaben bei 40 Mitgliedern und 150 Sympathisanten, die themenbezogen und zeitweise mitarbeiten. Vor zwei Jahren waren es rund 50 Aktive plus 70 Sympathisanten. Das Bürgerbündnis hat laut einem Sprecher zur Zeit mehr als 60 Mitglieder, insbesondere seit dem vergangenen Spätsommer habe es vermehrt Eintritte gegeben. Keine Zahlen nennt die neue Wählervereinigung der Potsdamer Demokraten, die von zwei früheren CDU-Stadtverordneten gegründet worden ist. Von ihnen heißt es lediglich, die Initiative werde „von einem breiten, politisch engagierten Freundeskreis getragen, dem auch Mitglieder anderer Parteien angehören“.
Insgesamt stagniert damit die Zahl der Potsdamer, die sich in Parteien und Wählergruppen engagieren – und das seit Jahren, trotz eines stetigen Zuzugs in die Stadt. Deutschlandweit registrieren Politikwissenschaftler seit Jahren bei vielen Parteien sinkende Mitgliederzahlen.
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