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Landeshauptstadt: Der Wattestäbchentest

„Johanna Just“-Schüler als Knochenmarkspender

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Im Oberstufenzentrum „Johanna Just“ in der Berliner Straße weisen rote Luftballons den Weg in den großen Saal. Um 9 Uhr hat dort gestern die „Tätersuche“ begonnen und bereits eine viertel Stunde später haben sich 51 Schüler gemeldet, um sich das Wattestäbchen zwischen Zahnreihe und Wange schieben zu lassen. Bis 12 Uhr sind es 171 Jugendliche, die mitmachen. Fast alle werden am OSZ in gastronomischen und medizinischen Berufen ausgebildet. Einige haben Freunde mitgebracht. Alle sind gut informiert durch eine intensive Beratung.

Auch als Helfer sind die Schüler am Mittwochvormittag aktiv und gern gesehen, selbst wenn sie ihre DNA nicht preisgeben wollen. Eine Arzthelferin, die sich am Oberstufenzentrum umschulen lässt, hilft engagiert, hegt aber verborgene Ängste vor einer unentdeckten Krankheit. Sandra Rebentisch und Josefine Keya sind dagegen ganz unerschrocken bei der Sache, sowohl als Helferinnen wie auch als DNA-Registrierte. Und immer wieder öffnet sich die Tür und es kommen neue Schüler, die sich an der Aktion beteiligen wollen. Die Stäbchen, mit Name und Hausnummer des Probanten versehen, gehen wohlverpackt auf die Reise nach New York oder Dresden. Dort ist man auf die DNA-Bestimmung spezialisiert, gespeichert werden die Daten dann im Zentralen Knochenmark-Register Deutschlands in Ulm.

Die aufwändige Aktion im Oberstufenzentrum Johanna Just ist nicht anberaumt worden, um einem Verbrechen auf die Spur zu kommen, sondern um weltweit mit Knochenmarkspenden zu helfen. Da die Nachforschung nach einem geeigneten Knochenmarkspender so schwierig ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, kann die Spenderdatei gar nicht groß genug sein. Bei häufigen Merkmalskombinationen kann ein Spender unter 20 000 Menschen gefunden werden, bei seltenen Gewebemerkmalen manchmal nur unter mehreren Millionen. Die Gesellschaft Deutsche Knochenmarkspende (DKMS) sorgt dafür, dass zusammenkommt, was zusammenpasst.

Kathrin Grothe war zum Beispiel durch das Internet auf die Möglichkeit einer Knochenmarkspende aufmerksam geworden. Sie ließ sich registrieren und ihr Knochenmark konnte helfen. Heute arbeitet sie ehrenamtlich für die DKMS und organisiert die Aktion in der Schule mit. Knochenmark wird nicht als Präparat eingelagert, sondern grundsätzlich aktuell angefragt. Der Leukämie-Erkrankten, der sie spendete, gehe es gut, sagt Grothe. Spender und Patienten behalten oft ein Leben lang Kontakt.

Das Oberstufenzentrum „Johanna Just“ rief gestern zum ersten Mal zu einer solchen Knochenmarkspenderregistrierung auf. „Da wir in medizinischen Berufen ausbilden, gab es eine Affinität zu einer solchen Aktion“, sagt Schulleiterin Monika Landvoigt. Spender können sich ab 17 Jahre registrieren lassen, und zwischen 18 und 55 Jahre spenden. Sie müssen mindestens 50 Kilo wiegen, dürfen aber auch nicht übergewichtig sein.

Da für die Bestimmung der Gewebemerkmale des Blutes (Typisierung) aufwändige Laboruntersuchungen notwendig sind, entstehen bei Knochenmarkbedarf Kosten von 50 Euro pro Spender. Auch daran wollte sich die Schule beteiligen. Der Registrierung ging also auch noch eine Spendensammlung voraus. Ulrike Rechlin, Medizinpädagogin am Oberstufenzentrum, erzählt, dass die Schüler Kuchenbasar und Trödelmarkt veranstaltet hätten. Auch die Ausbildungsbetriebe stifteten Geld und so kamen bis gestern 2300 Euro an Spenden zusammen. dif

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