
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Der Zaun soll weg
Stadtverwaltung beendet Satire-Aktion im Zentrum
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Mit einem satirisch gemeinten „Weihnachtsmarkt am Döpfner-Platz“ will die linksalternative Wählergruppe Die Andere am Sonntag erneut gegen den im Auftrag der Schlösserstiftung errichteten Zaun um den Welterbe-Park am Pfingstberg protestieren. Es könnte die letzte Aktion dieser Art sein. Denn dafür hat die Wählergruppe – unter anderem mit Warnbaken – auf dem öffentlichen Platz ein kleines Areal am Platz der Einheit seit rund einem Jahr eingezäunt. Nun hat die Stadtverwaltung entschieden: Dieser Zaun soll weg. Eine entsprechende Aufforderung sei an die Wählergruppe gesendet worden, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Im Zweifelsfall werde die Stadt den Zaun selbst entfernen lassen.
Schon mehrfach hatte Die Andere das kleine, nach ihren Worten „eingedöpfnerte“ Gelände für öffentlichkeitswirksame Aktionen gegen das umstrittene Pfingstberg-Projekt von Springer-Vorstand Mathias Döpfner genutzt. Ihr Fraktionsgeschäftsführer Lutz Boede sagte auf Anfrage, er sehe die Ankündigung der Stadt gelassen. Schließlich sei auch der von Döpfner errichtete Zaun – trotz Verfügung der Stadt – noch nicht beseitigt worden. Am Sonntag will Die Andere ab 11 Uhr ihren Zaun für die Öffentlichkeit öffnen – und an Döpfners Idee erinnern, „öffentliche Grünflächen durch Mäzenatentum unblutig zu besetzen“. Bei Glühwein und weihnachtlichen Leckereien gebe es die Gelegenheit, „Weihnachtswünsche und Weihnachtswunschzettel für Mathias Döpfner in unseren Festbriefkasten zu werfen“.
Ihren Zaun hatte Die Andere noch zu Zeiten des inzwischen nach einer Affäre um sein Eigenheim abgewählten Baudezernenten Matthias Klipp aufgestellt – der bekanntermaßen offen gegen Döpfner agitierte, sogar von einem „Anschlag auf die Stadtgesellschaft“ sprach. Und Klipp selbst fand die Satire-Aktion gut, die Verwaltung schritt bis zur PNN-Anfrage beim Rathaus zum Zaun nicht ein.
Inzwischen rückt ein Ende des anderthalb Jahre währenden Streits näher, die Stadtverordneten müssen sich im Januar vermutlich zwischen zwei Varianten entscheiden: In der ersten würde die Stadt im Wesentlichen für die Sicherung, denkmalgerechte Wiederherstellung und Pflege des derzeit verwilderten Parks aufkommen. Rund zwei Millionen Euro würde das kosten, hinzu kämen jährlich rund 240 000 Euro für die Pflege. Die zweite Option ist, dass Döpfner, dem das Areal von der Schlösserstiftung bereits übertragen wurde, das Areal und die marode Villa Schlieffen für mindestens 1,8 Millionen Euro saniert. Weil damit entgegen den ursprünglichen Plänen mehr Parkflächen zugunsten der Öffentlichkeit verbunden sind, verlangt Döpfner eine bisher nicht näher definierte Beteiligung der Stadt an der laufenden Pflege.
Für die sofortige Öffnung des seit Sommer 2014 laut Stiftung aus Sicherheitsgründen eingezäunten Geländes kämpfen zwei Bürgerinitiativen. Die gemäßigtere Pfingstberginitiative Potsdam teilte jetzt mit, dass die Stadtspitze „nach der Demontage des kritischen Baubeigeordneten Klipp mit hohen Kostenkalkulationen immer neue Furcht vor Belastungen der öffentlichen Kassen“ schüre. Man verlange eine Bürgerbeteiligung. „Eine Teilung des Parks und Integration großer Flächen in den Döpfnerschen Privatpark wäre ein Eklat“, so die Initiative. Henri Kramer
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