Landeshauptstadt: Des Großen Sessel Der Sterbesessel Friedrich II. wird restauriert
Babelsberg - Aus Schloss Sanssouci ist der Sessel verschwunden, in dem Preußenkönig Friedrich II . starb.
Stand:
Babelsberg - Aus Schloss Sanssouci ist der Sessel verschwunden, in dem Preußenkönig Friedrich II . starb. Er wurde in die Werkstatt des Möbelrestaurators Kurt Kallensee gebracht, wo er aufgearbeitet wird. Dort stellte gestern Dr. Afra Schick, Kustodin der Möbelsammlung der Schlösserstiftung, das kostbare Stück vor. Die Restaurierung wurde durch einen Hamburger Bänker ermöglicht, der sich bei einem Besuch des Schlosses zu einer Spende von 5000 Euro entschloss. Er hatte gesehen, dass der grüne Damastbezug des Stuhls verblichen und gerissen war. Der Sessel war für den todkranken König am 14. Juli 1786 geliefert worden. Schon gut einen Monat später, am 17. August, starb der Monarch. Der Sessel war ganz auf die Bedürfnisse eines leidenden alten Mannes zugeschnitten. Er ist extra breit, besitzt eine verstellbare Rückenlehne und Rollen unter den Füßen. Außerdem wurden Rücken- und Kniepolster, Daunenkissen und Überdecke in Karmesinrot sowie eine Fußbank angefertigt. Der Hersteller des Möbels ist nicht bekannt, nur für den beteiligten Polsterer wurde ein Namen gefunden: Gleisberger, sonst nichts weiter. Die Pietät der Nachfolger Friedrichs II. gegenüber dem Sterbesessel war nicht sehr ausgeprägt. Thronfolger Friedrich Wilhelm II. schenkte ihn Prinzessin Amalie, der Schwester des Verblichenen. 1810 zum Verkauf angeboten, wurde er schließlich von Prinz August erworben. 1843 ließ ihn der traditionsbewusste König Friedrich Wilhelm IV. wieder in Sanssouci aufstellen. Dort steht er nach einem Abstecher ins 1878 eröffnete Hohenzollern-Museum in Monbijou nun für immer. Die Decke, das Kissen, die Rollen und die Fußbank sind während dieser Ortswechsel verloren gegangen. Die Aufarbeitung des Sessels stellt den Werkstattleiter der Möbelrestaurierung, Thomas Kühn, als wissenschaftlichen Betreuer und Kurt Kallensee als Ausführenden vor Probleme. Sie müssen das Stück auseinander bauen und durch Vergleich mit historischen Quellen den Weg für eine originalgerechte Restaurierung bestimmen. Afra Schick hatte zum Ortstermin als Ablichtung einen postum angefertigten Kupferstich über die Sterbestunde Friedrichs mitgebracht, auf der der Sessel zu sehen ist. Aussagekräftiger dürfte dafür allerdings das 1787 entstandene Gemälde „Der Tod Friedrichs II.“ von Christian Bernhard Rode sein. Klarheit besteht darüber, dass der zu erneuernde Bezug aus grünem Damast bestand. Die beiden Seiten waren mit grauer, nach den Quellen ursprünglich hellblauer Leinwand verkleidet. Das Gestell war stets weiß gestrichen; die Gebrauchsspuren sollen erhalten bleiben. Weitere Hinweise erhoffen sich die Restauratoren bei der genauen Untersuchung des Stuhls. 1910 waren dabei sogar noch Spuren des Blutes nachgewiesen worden, das der König im Todeskampf verlor. Noch vor Weihnachten soll die Restaurierung abgeschlossen sein. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: