Landeshauptstadt: Des Königs Architekt
Am heutigen Mittwoch vor 100 Jahren starb Reinhold Persius in Berlin
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Wer Potsdams berühmtesten Park von der Innenstadt kommend durch das Grüne Gitter betritt, der durchschreitet quasi ein architektonisches Familienwerk. Rechts die Friedenskirche mit ihren an den Kreuzgang angrenzenden Nebengebäuden, maßgeblich erdacht von Ludwig Persius. Linker Hand das sogenannte Küsterhaus, entworfen von Persius’ Sohn Reinhold, dessen Todestag sich heute zum 100. Mal jährt. Obwohl die Gebäude beiderseits des Grünen Gitters wie eine Einheit wirken, sind sie dennoch im Abstand von etwa 30 Jahren errichtet worden. Vater und Sohn Persius haben schließlich nie zusammengearbeitet. Als Ludwig Persius starb, war sein Sohn erst neun Jahre alt.
Wenngleich heute weniger bekannt als sein Vater, hat Reinhold Persius viele architektonische Spuren in Potsdam hinterlassen. Einige von ihm entworfene Stadtvillen in der ehemaligen Residenzstadt sind auch heute noch als Zeichen herausragender Architektur zu bewundern. Ein dank umfangreicher Restaurierungsarbeiten wieder gut erlebbares Beispiel für Reinhold Persius’ vollendete Formensprache ist die Villa Fischbach in der Puschkinallee 5, die mit ihrer doppelgeschossigen Karyatidenloggia aus den Villen der Umgebung heraussticht.
Reinhold Persius, am 27. August 1835 in Potsdam als viertes von sechs Kindern geboren, wuchs dicht am Schlosspark Sanssouci auf. Nach dem frühen Tod des Vaters verließ die Familie das heute nicht mehr existierende Wohnhaus an der Ecke Schopenhauerstraße/Hegelallee und bezog eines der Gärtnergehilfenhäuser an der Maulbeerallee, das der König der Witwe als Wohnsitz bis zu ihrem Tode mietfrei überließ. An der Berliner Bauakademie studierte Persius ab 1854 Architektur. Ab 1856 bis 1860 war er als Bauleiter unter anderem für Friedrich August Stüler tätig. Nach einer Italienreise und einem weiteren Studium an der Berliner Bauakademie erlangte Persius schließlich den Titel eines Baumeisters und wurde 1867 Hofbaumeister in Potsdam. Schließlich wurde er „Hofarchitekt Seiner Majestät des Kaisers“. Seit 1890 Geheimer Oberregierungsrat, trat er 1901 aus gesundheitlichen Gründen von seinen Ämtern zurück. Holger Catenhusen
Am heutigen Mittwoch um 14 Uhr legt Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) einen Kranz am Grab von Reinhold Persius auf dem Bornstedter Friedhof nieder. 19 Uhr hält Andreas Kitschke in der Bornstedter Kirche einen Vortrag über Persius.
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