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Landeshauptstadt: Des Königs Sekretär

Schlösserstiftung kaufte wichtigstes Arbeitsmöbel Friedrichs des Großen zurück

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Sanssouci - Der Schreibtisch Friedrichs des Großen bleibt in Sanssouci. Nach mehrjährigen Verhandlungen gelang es der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, das vom König 1746 in Paris wahrscheinlich bei dem Kunsttischler Jean- Pierre Latz in Auftrag gegebene Prunkstück vom Eigentümer zurück zu erwerben. Damit kann das laut Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh „wichtigste Arbeitsmöbel“ des Preußenkönigs, an dem er über fast 40 Jahre seine literarischen Werke, Ordres und Briefe verfasste, weiterhin im Sommerschloss Friedrichs gezeigt werden.

Der Schreibtisch war nach dem Tode des Herrschers unter anderem im Berliner Stadtschloss und im Nenen Palais ausgestellt. Nach dem Ende der Monarchie kam er in den Besitz des letzten deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der ihn 1926 verkaufte. Dadurch gelangte das Möbelstück in Eigentum der Kunsthändler Jakob und Rosa Oppenheimer. Sie emigrierten 1933 als Juden nach Paris, wurden aber vom nationalsozialistischen Regime mit einer so genannten „Reichsfluchtsteuer“ belegt. Um sie zu begleichen, gaben die Oppenheimers den Schreibtisch in Zahlung, der daraufhin wieder in Sanssouci aufgestellt wurde. Vor sechs Jahren erreichte ein Restitutionsanspruch der Erbengemeinschaft die Stiftung. Sie bemühte sich daraufhin, das kostbare Möbelstück für Schloss Sanssouci zu erhalten. Die Verhandlungen seien einvernehmlich verlaufen, erklärte Dorgerloh, da auch die Oppenheimers eine Aufstellung am historischen Ort befürworteten. Der Ankauf wurde durch finanzielle Hilfe der Kulturstiftung der Länder ermöglicht. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Kenner weisen darauf hin, dass für ein Rokokomöbel dieser historischen Bedeutung auf dem Kunstmarkt eine Million Euro und mehr bezahlt werden.

Wie die Möbelkustodin der Stiftung, Afra Schick, erläuterte, wurde vor dem Vertragsabschluss die Echtheit des Möbels untersucht, zumal davon mehrere Kopien angefertigt worden waren. Dafür wurde eine Reihe von Gutachten in Auftrag gegeben. Der Schreibtisch besteht aus Eiche, die mit tropischem Satinholz furniert ist. Er weist einen reichen, filigranen Bronzeschmuck mit pfanzlichen Motiven auf, wie ihn König Friedrich II. liebte. Die Schreibfläche ist zurzeit mit einem augeblichenen, in dem 1980er Jahren aufgebrachten hellen Stoff bespannt, soll aber auf den ursprünglichen Zustand (wahrscheinlich Leder) zurückgeführt werden. Als wichtiges Indiz für die Echtheit gilt ein in einer Schublade 1873 eingeklebter handschriftlicher Zettel (Autograph) des damaligen Kronprinzen und späteren Kaisers Friedrich III., wonach „dieser Tisch aus dem Besitz des Königs Friedrich des Großen“ stammt. Die detaillierte Echheitsprüfung sei ein Grund dafür, dass sich die Ankaufverhandlungen über gut fünf Jahre hingezogen haben, erklärte Schick.

In den Depots der Stiftung befinden sich noch etwa 1000 Gemälde, Skulpturen, Möbel und andere Kunstgegenstände aus Fremdbesitz. Sie sind durch Fehlleitungen am Kriegsende 1945 und bei der Rückgabeaktion der Sowjetunion 1958/59 in ihren Besitz gelangt, besitzen aber einen geringeren Wert als der königliche Schreibtisch und passen auch nicht in die Sammlungen. Seit 2003 betreibt die Stiftung Provenienzforschung, um die Herkunft und die Eigentümer dieser Kunstwerke zu ermitteln. Bisher konnten 70 davon zurückgegeben werden.

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