Landeshauptstadt: „Deserteur“: Weiter Streit um Denkmal Argus-Mitbegründer gegen Einhausung
Der Streit um die winterliche Einhausung des Deserteursdenkmals auf dem Platz der Einheit geht weiter. Nun appelliert ein Mitbegründer der Oppositionsgruppe Argus und der Grünen Partei in der DDR, der Potsdamer Carsten Linke, in einemoffenen Brief an alle Stadtfraktionen, sich gegen „jegliche Einhausung“ einzusetzen.
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Der Streit um die winterliche Einhausung des Deserteursdenkmals auf dem Platz der Einheit geht weiter. Nun appelliert ein Mitbegründer der Oppositionsgruppe Argus und der Grünen Partei in der DDR, der Potsdamer Carsten Linke, in einem
offenen Brief an alle Stadtfraktionen, sich gegen „jegliche Einhausung“ einzusetzen. Linke stellt sich damit gegen die Grünen und insbesondere ihre Stadtverordnete Saskia Hüneke, heutige Argus-Chefin. Er argumentiert, das 1990 enthüllte Denkmal habe sich „zu einem zentralen Ort des politischen Lebens in Potsdam entwickelt“. Zahlreiche Demonstrationen „gegen Krieg, gegen Sozialabbau und empfundene Willkür“ hätten dort stattgefunden. Zugleich sei das Denkmal eine Skulptur, „die auf besonders intensive Weise“ zur Erinnerung an das Schicksal der Deserteure des Zweiten Weltkriegs und ebenso zum Nachdenken über eigenverantwortliches Handeln anrege. Der Künstler Mehmet Aksoy habe den Marmor, aus dem der „Deserteur“ bestehe, auch schon für die Berliner Skulpturengruppe „Menschen in der Stadt“ nahe der Oberbaumstraße benutzt. „Über eine Einhausung der Skulpturengruppe wurde in Berlin nie nachgedacht“, so Linke.
Zudem handele es sich beim „Deserteur“ nicht um eine Marmorfigur aus einem der Schlösser und Gärten, sondern um ein politisches Denkmal. „Besonders in einer Stadt wie Potsdam, die wie kaum eine andere deutsche Stadt durch Militarismus historisch geprägt ist und oftmals zum Schauplatz diktatorischer Machthaber und auch der Geschichtsklitterung wurde, hat speziell dieses Denkmal eine besondere – mahnende und ausgleichende – Funktion.“ Eine Einhausung – „überspitzt Einsargung“ – für mindestens ein Viertel des Jahres käme einer Wegsperrung aus dem öffentlichen Raum und der öffentlichen Debatte gleich, so Linke. Ende vergangener Woche hatten die Grünen ein gemeinsames Treffen mit Befürwortern und Gegnern der Einhausung angeregt. Wann es stattfindet, ist offen. HK
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