Von Henri Kramer: Deutlich mehr Verkehrsunfälle
Polizeistatistik: Vor allem im Winter mehr Karambolagen / Zahl der Unfallfluchten steigt
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Die Zahl der Unfälle im Straßenverkehr in Potsdam ist gestiegen. Erhöht hat sich besonders die Zahl der Karambolagen wegen zu hoher Geschwindigkeit: Waren es im Jahr 2009 noch 150, registrierte die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 264 solcher Unfälle. Das sagte Potsdams Polizeichef Ralf Marschall gestern bei der Vorstellung der jährlichen Unfallstatistik.
Vor allem in den Wintermonaten Januar, Februar und Dezember 2010 seien in Potsdam vermehrt Unfälle wegen „unangepasster Geschwindigkeit“ gemeldet worden, so Marschall. Erheblich sei dabei der Unterschied zu den Umlandregionen, in denen es trotz winterlicher Straßenverhältnisse kaum mehr Unfälle gegeben habe. Die genauen Gründe für die verschiedenen Entwicklungen konnte Marschall nicht benennen. Allerdings sei „nicht auszuschließen“, dass auch der „Räumzustand“ der Straßen und damit der Winterdienst für die erhöhten Unfallzahlen verantwortlich sei. Bei den Stadtwerken, deren Tochterfirma Stadtentsorgung Potsdam (Step) den Winterdienst verantwortet, wollte ein Sprecher gestern die Polizeistatistik nicht kommentieren.
Insgesamt hat es im vergangenen Jahr 6099 Unfälle gegeben, in den vergangenen beiden Jahren waren es noch jeweils 5700. Allerdings sank die Zahl der Verletzten leicht von 659 auf 648 – sie liegt aber immer noch über der Zahl von 602 Verletzten im Jahr 2008. Insgesamt drei Unfälle endeten tödlich – betroffen waren drei Radfahrer. So hatte im Juli ein Lastwagen einer 72-Jährigen Frau an der Babelsberger Kreuzung Paul-Neumann/ Benzsstraße die Vorfahrt genommen. Dazu kamen zwei Unfälle im Oktober, bei denen eine 33-Jährige und ein 49 Jahre alter Mann starben, nachdem sie gegen plötzlich geöffnete Autotüren fuhren. In beiden Fällen geht die Polizei von „verkehrswidrigem Verhalten“ der Autofahrer aus, ermittelt wird wegen Fahrlässigkeit. In der Folge seien in der Großbeeren-, der Friedrich-Ebert- und der Rudolf-Breitscheid- Straße mehrere Autos, die laut Polizeichef Marschall im Parkverbot standen und eine mögliche Gefahr für Radfahrer bildeten, abgeschleppt oder umgesetzt worden. Dabei würden jeweils mehr als 100 Euro Kosten für die Fahrzeugbesitzer fällig – insofern müsse die Polizei jeweils genau nachweisen, ob eine Gefahr bestanden habe, so Marschall.
Zu den sechs Unfallschwerpunkten zählt die Polizei im vergangenen Jahr die Ausfahrt aus der Babelsberger Straße auf die Lange Brücke. Viele Fahrer seien an der Stelle irrtümlich schon auf die Straßenbahntrasse der neuen Trambrücke eingebogen, so Marschall. Zu weiteren Problembereichen gehörten die Kreuzungen Jägerallee/Reiterweg und bei Unfällen wegen überhöhter Geschwindigkeit die B2.
Ein besonderes Augenmerk will Potsdams Polizei künftig auf ältere Verkehrsteilnehmer legen. 849 Unfälle hätten Fahrer über 65 Jahre verschuldet, sagte Marschall – rund 100 mehr als noch im Vorjahreszeitraum. Dabei sei der Handlungsspielraum nicht groß, im Bereich Prävention gebe es mit der Straßenverkehrswacht nur einen potenziellen Partner.
Zugenommen hat laut Potsdams Polizei auch die Zahl der Unfallfluchten: In 1870 Fällen hätten Unfallverursacher im vergangenen Jahr keine Meldung gemacht – ein Plus von 151 Unfällen oder fast 10 Prozent. Damit verließ in der Region fast jeder vierte Unfallverursacher vorschnell den Unglücksort.
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