Sport: Deutliche Unterschiede
Polnische Nachwuchsschwimmer trainieren eine Woche lang in Potsdam
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Von Potsdam, so erzählt Zbigniew Pietrzyk, habe er noch nichts sehen können. Morgens gehts rein in die Schwimmhalle, und abends wieder raus. Klingt stressig, bringt für den polnischen Schwimmtrainer und seine acht Schützlinge allerdings auch jede Menge neuer Erkenntnisse mit sich. Seit Montag weilt er mit den Nachwuchsathleten der Sportschule Zielona Gora an der hiesigen Eliteschule des Sports – im Austausch ist Lehrertrainerin Silvia Madeja mit Schwimmtalenten der achten Klasse in Polen.
Vor Ort im Luftschiffhafen teilt sich bis zum Wochenende Ingo Müller die Arbeit mit seinem polnischen Kollegen. Beide kommen bestens klar und ergänzen sich wo es geht – und das alles auf Englisch. „Zu dem Austausch ist es recht plötzlich gekommen“, erzählt der Lehrertrainer. „Und so mussten wir ein Trainingsprogramm aus dem Boden stampfen, was uns aber recht gut gelungen ist.“
In der täglichen Arbeit werden dann auch die Unterschiede deutlich. Pietrzyk schwärmt von dem professionellen Umfeld, das die Potsdamer Sportschüler vorfinden. Vom guten Essen für die Athleten, dem Zusammenspiel zwischen Schule und Training und von der Langbahn im Luftschiffhafen.
„Das ist in Polen doch nicht anders“, schwächt Ingo Müller das Lob etwas ab. Auch er hat Unterschiede ausgemacht – allerdings im sportlichen Bereich. „Hier werden Leistungsunterschiede ziemlich deutlich“, sagt er. „Die Jungs und Mädels kommen schließlich von Polens bester Sportschule im Schwimmbereich, und die bildet einen Großteil der Jugend-Nationalmannschaft aus. Die fangen morgens früher an als wir, sind zwei Stunden täglich im Wasser und haben überhaupt eine größere Leistungsdichte als wir.“ Dass die Intensität des Trainings in Potsdam unbedingt erhöht werden müsse, ist eine Erkenntnis, die er bereits gewonnen hat. „Und auch an der Leistungsbereitschaft, an diesem Willen, sich manchmal auch zu quälen, müssen unsere jungen Schwimmer noch arbeiten.“
Letztlich sei das Ganze aber ein gegenseitiges Geben und Nehmen, von dem beide Seiten profitieren, sagt Müller. Bereits seit einem Jahr besteht die Zusammenarbeit zwischen den beiden Sportschulen, zu einem Schüleraustausch kam es bislang jedoch noch nicht. Im Sommer schauten sich Vertreter des polnischen Sportausschusses in Potsdam um, und schließlich wurden Nägel mit Köpfen gemacht.
„Das ist eine gute Kooperation, die wir ausbauen sollten“, meint Zbigniew Pietrzyk, der sich ein wenig schon auf Freitag freut. Dann verlässt er die Halle und schaut sich mit seinen Athleten in Ruhe die Stadt an.
Henner Mallwitz
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