
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Deutsch-dänische Freundschaft
Seit 19 Jahren hält die Partnerschaft der Schulen: In dieser Woche besuchte eine dänische Schulklasse die Lenné-Gesamtschule
Stand:
„Herr Brenner!“ ruft eine Schülerin dem Lehrer Matthias Brenner zu und lacht. Was daran so witzig ist? „In Dänemark nennt man die Lehrer immer mit Vornamen, aber aus Spaß reden wir sie manchmal mit Nachnamen an“, erklärt Trine. Die 16-jährige Schülerin ist eine von 17 dänischen Schülern des Egedal-Gymnasiums aus Stenloese, die in dieser Woche in Potsdam zu Besuch waren.
Damit wurde eine Schüleraustausch- Tradition fortgeführt, die nun schon seit fast 20 Jahren besteht: „1992 kam eine Delegation dänischer Lehrer über das Goethe-Institut auf uns zu – eigentlich eher aus Zufall“, erinnert sich Renate Lindt, Lehrerin an der Lenné-Gesamtschule. Dass aus diesem Zufall eine langlebige Schulpartnerschaft erwachsen würde, konnte damals noch keiner ahnen. „Wir waren uns sympathisch“, sagt Lindt über die dänische Lehrer-Delegation. „1993 folgte schon der erste Gegenbesuch nach Dänemark. Das haben wir damals alles noch per Post organisiert!“ Seitdem gebe es in schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr Schüleraustausche, sagt Brenner, sowohl von deutscher als auch von dänischer Seite, immer mit einer anderen Klasse. Der 30-Jährige ist in Berlin geboren und arbeitet heute als Deutschlehrer in Dänemark. In den sechs Tagen waren die 17 dänischen Schüler bei Gastfamilien untergebracht, über die die Jugendlichen sich sehr positiv äußerten. Während ihres Aufenthalts haben sie viel gesehen, vor allem Berlin hatte es vielen angetan: „Am Wochenende waren wir am Brandenburger Tor bei einem Anti-Atomkraft- Flashmob“, erzählt die 16-jährige Maja. Eine der Schülerinnen hatte das Wochenende sogar genutzt, um von sich aus zur Gedenkstätte Sachsenhausen zu fahren.
Aber auch Potsdam wurde ausgiebig erkundet: Buga-Park, Glienicker Brücke, Sanssouci – und sogar das Stadthaus.
Am vergangenen Freitag hatten die Gymnasiasten auch für ein paar Stunden am Unterricht in der Lenné-Schule teilgenommen; dass dort alle Lehrer mit Nachnamen angesprochen werden, kam manchem komisch vor. Wenn sich die Jugendlichen während ihres Aufenthalts mal nicht auf Deutsch verständigen konnten, hatten sie immer noch ihre Englisch-Kenntnisse. Die erwirbt man in Dänemark fast automatisch, denn „ausländische Filme werden in Dänemark nicht synchronisiert, außer Kinderfilme. Alle anderen bekommen nur Untertitel“, verrät Renate Lindt. Daher hätten die deutschen Schüler bei ihren Besuchen wohl auch eher ihr Englisch als ihr Dänisch aufbessern können.
Lindt ist sehr glücklich über die Schulpartnerschaft: „Es soll den Toleranzgedanken bei den Schülern fördern; von beiden Seiten hieß es immer wieder, wie überrascht die Schüler von der großen Gastfreundlichkeit ihrer Gastfamilien waren.“ Zwischen deutschen und dänischen Familien und Lehrern seien dabei über die Jahre viele Freundschaften entstanden. Lindt dankte vor allem den Eltern für ihre finanzielle Unterstützung des Austauschprogramms, das den Schülern so wertvolle Erfahrungen vermittle, da die Zuwendungen von offizieller Seite dafür geringer geworden seien. Während der Austausche arbeiten die Schüler jedes Jahr an verschiedenen Projekten, bei denen es zum Beispiel um das dänische Deutschlandbild (und umgekehrt) geht. Die Lenné- Gesamtschule hat weitere Schul-Partnerschulen in Derby (England) und Saint Jean de Luz (Frankreich); das Egedal-Gymnasium ist vor kurzem eine weitere Partnerschaft mit einer chinesischen Schule eingegangen.
Auch wenn die Eindrücke von Berlin naturgemäß etwas spektakulärer gewesen sein mögen, scheint Potsdam insgesamt bei den dänischen Schülern gut angekommen zu sein: „Potsdam ist gemütlich“, sagt die 17-jährige Mie. Bei ihrer Klassenkameradin Trine (16) scheint in den sechs Tagen auch sprachlich Einiges hängengeblieben zu sein: „Ich stehe morgens auf, und denke auf Deutsch!“ Erik Wenk
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