
© Andreas Klaer
PNN-Serie: Flüchtlingshelfer in Potsdam: Deutsch vom Profi
Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers.
Stand:
Ich bin von Beruf Dozent für Deutsch als Zweitsprache. In Berührung mit den Flüchtlingen bin ich aber gekommen, weil ich in meinem Wohnort Stahnsdorf die FDP vertrete und es hier ja ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge gibt. Außerdem hat mein Sohn sich schon länger ehrenamtlich dort engagiert und sich mit den Jugendlichen, die dort untergekommen sind, beschäftigt. Im August hatte ich keinen Auftrag und da kam die Idee, in dem Heim einen Deutsch-Intensivkurs anzubieten, also zwölf Tage à vier Stunden, immer vormittags. Eine Albanerin hatte großes Potenzial, das ist mir gleich aufgefallen. Eine Tschetschenin und noch einige wenige waren im Mittelfeld, bei den meisten anderen war es aber sehr schwierig. Ich würde sagen, von 100 Leuten beißen sich 20 durch, alle anderen brauchen viele, viele Anläufe.
Ich habe dann ganz reduziertes Programm gemacht, also zum Beispiel die Zahlen, wie man sich vorstellt oder was man im Supermarkt oder auf dem Amt sagt. Leider kamen nicht alle Leute regelmäßig. Das liegt bei manchen wohl an der mangelnden Disziplin, andere sind aber wahrscheinlich auch einfach frustriert, weil es ihnen zu schwer ist. Die, die zum Kurs kamen, waren unglaublich dankbar. Es ging ihnen nicht nur um das Sprachangebot, sondern auch darum, den Tag zu strukturieren, mal wieder geistig herausgefordert zu sein, Sozialkontakt zu haben. Eigentlich kann man sagen, dass so ein Heim wie ein offener Vollzug ist. Wie ein Gefängnis, nur dass man raus darf. Am Schluss haben viele gefragt: „Herr Kümpel, wann kommen Sie wieder?“ Vielleicht gebe ich bald noch einen Kurs, wenn ich wieder Luft habe. Mir hat das schließlich auch Spaß gemacht.
Zur Person: Christian Kümpel, 53 ist Deutschlehrer von Beruf. In Stahnsdorf hat er Flüchtlinge unterrichtet.
Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de.
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