Landeshauptstadt: „Dich, teure Halle, grüß’ ich wieder “
Kammersängerin Eva-Maria Bundschuh feierte zusammen mit ihren Freunden im Hans Otto Theater
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Wenn eine weltberühmte Sängerin ihren 70. Geburtstag feiert, darf alles ein bisschen anders sein, als es auf den ersten Blick scheint. Als sich der Vorhang am Sonntag kurz nach 17 Uhr im Hans Otto Theater (HOT) öffnete, da war Eva-Maria Bundschuh zwar sofort präsent, doch nur als sehr schönes, liebevoll aufgenommenes Foto auf der Großleinwand. Auch die Arie der Elisabeth aus Wagners „Tannhäuser“, „Dich, teure Halle, grüß’ ich wieder“, stimmte nicht ganz.
Denn im HOT-Neubau in der Schiffbauergasse hat die Potsdamerin nie gesungen. Ihre Auftritte absolvierte sie in den 1970er Jahren noch im Theater in der Zimmerstraße und im Schlossparktheater, ehe sie von den Berliner Operntheatern abgeworben wurde und sich schließlich die Bühnen in der ganzen Welt um sie bemühten. Inzwischen hat Bundschuh ihre Bühnenkarriere beendet und widmet sich karitativen Aufgaben. Ihre Arie der Elisabeth kam vom Band und stammt aus ihren Glanzzeiten.
Um Gutes zu tun, hatte sie sich an ihrem 70. Geburtstag für eine Benefizgala entschieden und die ist ihr vortrefflich gelungen. Sponsoren vom Theater bis zu den Gästen unterstützten sie bei ihrem karikativen Unterfangen und so kann die christliche Kinder- und Jugendeinrichtung „Die Arche“ finanziell mit einem erklecklichen Sümmchen unterstützt werden. Pastor Bernd Siggelkow, der die Einrichtungen der Arche in Berlin und Potsdam leitet, wusste zwar noch nicht, wie hoch der Beitrag sein wird, doch für ihn ist die Sängerin schon bei ihrem Vorbesuch in der Arche „wie ein Stern“ gewesen, der ein fröhliches Leuchten mitbrachte. „Wir leben von Spenden“, betonte er, und mit dieser wolle man die städtische Subvention abfangen, die beim Schulessen für bedürftige Kinder wegfällt, seit die Unterstützung von den Eltern beantragt werden kann. Einen Antrag zu stellen scheuten sich aber viele Familien, sagt Siggelkow.
In Potsdam betreut die Arche in ihrer Einrichtung neben der Priesterweg- Schule täglich 60 bis 80 Kinder und Jugendliche und es kommen noch einmal Mittagessen für 180 Kinder in der Schule selbst dazu. „Wir überlassen auch dort die Kinder nicht sich selbst“, erklärte der Arche-Chef, „sondern essen mit ihnen gemeinsam und begleiten sie beim Spielen oder anderen Beschäftigungen.“ Wichtig sei das gemeinsame Erleben. Die Zahl der Arche-Kinder, die der Unterstützung bedürfen, wachse leider ständig und so soll jetzt der Jugendbereich ausgebaut werden. Die Jugendlichen sollen sich im Souterrain einen eigenen Raum gestalten dürfen. Bei der Gala bedankten sich die Kinder bei der Spenderin mit einem Tanzauftritt und die Musikschule hatte drei blutjunge Kammermusiker entsandt.
Wurde Eva-Maria Bundschuh mit einem Stern verglichen, so zeigte der Astrophysiker Norbert Pailer, dass es deren unzählbar viele gibt und die Erde eigentlich nur ein pixelgroßer Mückendreck ist. Nach der Pause, in der viele Weggefährten, unter ihnen auch der ehemalige PNN-Kulturredakteur Klaus Büstrin, der den Abend moderierte, mit der Kammersängerin auf weitere sinnerfüllte Jahre anstießen, brachten ihr die Sängerkollegen Hulkar Sabirova, Adriana Queiroz und Jeremie Brocard, am Flügel begleitet von Alevtina Sagitullina, Opernarien als Geburtstagsständchen dar. Alle Künstler traten kostenlos auf, um zum Arche-Sponsoring beizutragen.
Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) würdigte das Engagement und wünschte sich viele Nachahmer, denn eine solche Art, runde Geburtstage zu feiern, sei noch die Ausnahme.
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