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Von Juliane Wedemeyer: Dickes Weiß

Die Stadt bereitet sich auf 15 Zentimeter Schnee vor, die Polizei warnt vorm Schlittschuhlaufen auf Seen

Stand:

Es kommt noch dicker: Vier Zentimeter lag der Schnee gestern hoch. Spätestens am Montagmorgen – pünktlich zum Berufsverkehr – könnten es 15 Zentimeter werden, prognostiziert Meteorologe Hans-Werner Voß von der Potsdamer Zentrale des Deutschen Wetterdienstes. „Die weiße Tapete wird dann eine richtige Schneedecke mit Substanz“, sagte er gestern den PNN. Aber genau wüsste er es noch nicht. Sicher sei dagegen: „Wir kriegen jetzt erst einmal Winter.“ Durch die verschiedenen Hochdruckeinflüsse werde es sehr frostig. Die Temperatur könnte unter zehn Grad minus sinken, „vielleicht sogar unter minus 15 Grad Celsius“, sagt er.

Frieren müssten die Potsdamer trotzdem nicht. „Es kann richtig kalt werden“, sagte Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen gestern dieser Zeitung. „Die Versorgungssicherheit ist hoch.“ Paffhausen geht davon aus, dass die Potsdamer ab Montag wegen des Kälteeinbruchs 30 bis 40 Prozent mehr Wärme verbräuchten. Dafür reiche das Gas der Stadtwerke, es gebe also genügend Brennstoff. Dass Russland der Ukraine gerade den Gashahn zugedreht hat, habe darauf keinen Einfluss. Potsdam erhalte sein Gas über Rohre, die nicht über die Ukraine verliefen, sagte Paffhausen. Potsdam kaufe seinen Brennstoff beim Gasimporteur  VNG Leipzig. Damit im Winter ausreichend Wärme produziert wird, betreiben die Stadtwerke-Mitarbeiter die beiden Heizwerke im Drei-Schichten-System. Allein das Heizkraftwerk Süd hat eine Wärmeleistung von 274 Megawatt Wärmeleistung.

Auch bei der Step, der Stadtentsorgung Potsdam, sieht man den für Montag prognostizierten Schneefall gelassen. „Wir sind vorbereitet“, sagte Step-Chef Enrico Munder. Je nachdem, wann es schneit, werden die Step-Angestellten ab 1 Uhr die Straßen räumen und mit einem Sole-Salz-Gemisch streuen. Zusätzlich zu den 44 Räum- und Streufahrzeugen werde der Winterdienst fünf Schneepflüge einsetzen, sagte Munder. 100 Mitarbeiter werden im Einsatz sein, damit bis zur Rushhour um 6 Uhr die Straßen frei sind. Falls es nicht aufhört zuschneien, würden seine Mitarbeiter immer wieder von vorn beginnen zu streuen und zu räumen. Wichtig sei aber auch, dass die Autofahrer vorsichtig und langsamer fahren, sobald Schnee auf der Fahrbahn liegt.

Gestern haben sie das offenbar getan. Trotz des ersten Schnees dieses Jahres hat es laut Polizei nur einen witterungsbedingten Unfall im Stadtgebiet gegeben. Am Nuthetal am Schlaatz ist ausgerechnet ein Fahrzeug des Winterdienstes auf ein anderes Auto gerutscht, sagte Polizeisprecherin Diane Jende.

90 Winterdienstler insgesamt waren gestern in Potsdam unterwegs. Eigentlich hatten die Step-Mitarbeiter den Müll aus der Silvesternacht aufsammeln sollen, aber die Verkehrssicherheit gehe vor, erklärte Step-Geschäftsführer Munder. Unter dem Schnee sind die Raketenreste ohnehin nicht zu sehen.

Für die jüngsten Potsdamer brachte der Wintereinbruch vor allem Spaß. Bei Temperaturen bis zu minus zwei Grad rodelten Kinder in den Parks oder liefen Schlittschuh – etwa im Stadtkanal oder auf dem Kindermannsee im Park Babelsberg und auf dem Bornstedter See, die beide nicht größer als Teiche sind.

Die Wasserschutzpolizei gibt in Brandenburg allerdings keine Seen mehr zum Schlittschulaufen frei. „Wir können ja keine Garantie geben, dass das Eis nicht doch bricht“, sagte Polizeisprecherin Jende. „Wir warnen darum vor dem Betreten der Eisflächen.“ Denn in Potsdam gebe es kaum stillstehende Gewässer, und durch die unterschiedlichen Strömungsverhältnisse sei das Eis auch unterschiedlich dick. „An einer Stelle trägt es die Menschen und einen Meter weiter ist es schon wieder zu dünn“, erklärte Jende. Eine Eisdecke muss nach Meinung von Wissenschaftlern mindestens 15 Zentimeter dick sein, um unter dem Gewicht eines Menschen nicht zu brechen. Bei fließenden Gewässern sogar 20 Zentimeter.

Wie dick die Eisdecken auf den Potsdamer Seen zur Zeit sind, konnte man gestern weder bei der Polizei noch bei der Stadtverwaltung sagen. Auch die Meteorologen vom Wetterdienst messen die Eisschicht nicht nach. Dafür messen sie aber seit mehr als 100 Jahren die Schneedecke. Und die höchste gab es seitdem laut Meteorologe Voß am 6. März 1970. In diesem Winter hielt sie auch am längsten: Vom 1. Dezember bis 1969 zum 23. März 1970 lag Potsdam unter einer dicht geschlossenen Schneeschicht.

Juliane Wedemeyer

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