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Von Hella Dittfeld: Die Aschenputtel-Drillinge

Projekt „Cenerentola“: Eine besondere Art, Kinder an die Oper heranzuführen

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Sich vom Aschenputtel in eine Prinzessin zu verwandeln – für welches junge Mädchen wäre das nicht ein besonderer Kick? Doch darum ging es bei dem Potsdamer Projekt „Cenerentola“ gar nicht. Die Kinder aus fünf Schulen erkannten aber sofort, wie viel Spass darin stecken kann, sich auf ganz besondere Weise dem Thema Oper zu nähern. „La Cenerentola“ ist die italienische Opernversion des Aschenputtel-Märchens und Begeisterung für die Oper zu wecken, das war denn auch das ganz spezielle Anliegen der Kammerakademie Potsdam bei ihrer Zusammenarbeit mit Schulkindern. Möglich wurde das Projekt durch eine Förderung aus dem Europäischen Sozialfond und durch das Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur.

„Die Kinder, die daran mitgewirkt haben, sind noch nie in einer Oper gewesen“, sagt Isabel Stegner von der Kammerakademie. Zusammen mit drei weiteren Kammerakademie-Musikern hat sie Workshops organisiert und mit je einer 6. Klasse des Humboldt-Gymnasiums und der Priesterweg-Grundschule das Drehen eines Films und eine szenische Aufführung organisiert. An die 100 Kinder aus Rathenow, Kleinmachnow, Michendorf und Potsdam beschäftigten sich so spielerisch mit dem Thema Oper, durften sich selbst Szenen ausdenken, die Kostüme entwerfen, sie hörten die Musik Rossinis, die er für seine Aschenputtel-Oper schrieb und waren schließlich auch Gast in der Aufführung der Winter-Oper im Schlosstheater in Potsdam.

Eines der Aschenputtel, Ulrike Amelung aus der Klasse 6L des Humboldt-Gymnasiums, biegt sich noch immer vor Lachen, wenn sie daran denkt, wie sie mit ihrer Maske vorsichtig am Arm des Prinzen die Treppe herunterschreiten musste und immer nur dachte: „Gleich werde ich stolpern“. Dieser Auftritt auf der Treppe ist Teil des Aschenputtel-Films, der mit einem ausgedehnten Hochzeits-Mahl endet. Alle 26 Kinder der Klasse 6L durften kräftig zulangen und das Vertilgen der Häppchen – Rossinis Musik steigert sich dabei ins Furiose – machte ihnen sichtlich Spaß.

Dass es gleich drei Cenerentolas im Film und auch bei der szenischen Aufführung des musikalischen Märchens durch die Kinder aus der Klasse 6B der Priesterwegschule gibt, mag den unvorbereiteten Zuschauer verwirren. Die Kinder fanden es ganz richtig, dass sich recht viele Aschenputtel in Prinzessinnen verwandeln durften. Wie die Aschenputtel-Szenen aussehen sollten, das bestimmten die Kinder selbst, berieten es mit ihren Mentoren, beim Filmen speziell mit Matthias Leupold von der Kammerakademie. Auch die anderen Rollen waren mehrfach besetzt worden und so gab es Prinzen, Diener, böse Schwestern und Stiefväter immer als Trio. Bei den Mädchen sei das kein Problem gewesen, meint Auch-Prinzessin Julia Schirrwagen. Die Jungen hätten sich da eher schon mal um einen guten Auftritt gestritten, berichtet Julias Zwillingsbruder Tom. Aber Spaß habe es dann doch allen gemacht und auch der Opernbesuch sei sehr interessant gewesen. „Drei Stunden waren aber ein bisschen lang“, gesteht Julia und wann man wieder einmal in die Oper gehen werde, das klingt eher ausweichend: „Wir gehen sicher mal wieder, aber später“

Die Idee zum Projekt kam den Mitgliedern der Kammerakademie, weil sich Gioacchino Rossinis Oper „La Cenerentola“ – die Kammerakademie Potsdam übernimmt bei dieser Oper den Orchesterpart – besonders gut für die Zusammenarbeit mit Kindern eignet. Das Märchen kennt jeder und Rossinis Musik geht auch ungeübten Opernbesuchern ins Ohr. Die Bearbeitung des Märchens als Oper sei sehr interessant gewesen, fanden die Kinder. Dass die Handlung in der Inszenierung von Nico Rabenalt einen anderen Verlauf als gewohnt nimmt, störte sie nicht. Auch sie selbst gingen sehr frei mit der Geschichte um, vereinfachten, nahmen Anleihen bei Rossini, aber auch bei den Beatles. Diese Musik war für sie wohl doch die bekanntere. Insgesamt aber fanden alle das Projekt sehr interessant und Eltern, Freunde und Schüler konnten sich vom gelungenen Ergebnis bei der Premierenaufführung in der Priesterwegschule überzeugen. Von den Schulen und den Klassenlehrern sei man sehr gut unterstützt worden, sagt Isabel Stegner. Dass die Kinder bei der Opernaufführung im Schlosstheater sehr aufmerksam zugehört und engagiert zur Musik mitgewippt hätten, das sei doch außerdem noch ein guter Anfang bei der Gewinnung neuer Opernfans.

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