zum Hauptinhalt

Autofahren in Potsdam: Die Baustellen sind der Feind

Vivien lernt Autofahren in einer Stadt voller Hindernisse und Umleitungen. Das ist auch für ihren Fahrlehrer eine Herausforderung.

Stand:

Das erste Hindernis wartet auf Fahrschülerin Vivien schon, bevor sie überhaupt auf eine Straße fährt: Neben der Ausfahrt des Fahrschulparkplatzes in Zentrum-Ost steht ein Transporter der Energie und Wasser Potsdam auf dem Gehweg. Von links kommende Fahrradfahrer könnte die 19-Jährige so kaum erkennen. Langsam tastet sie sich vorwärts, schaut immer abwechselnd nach links und rechts. „Sowas erleben wir täglich. Das ist natürlich ein schlechtes Beispiel für den Fahrschüler“, sagt Fahrlehrer Detlef Kuphal.

Am Nachmittag heizt die Sonne ganz Potsdam auf, doch im Inneren des knallroten Fahrschulautos sorgt die Klimaanlage für angenehme Frische. Auch Vivien bleibt cool und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Als eine Lücke da ist, ordnet sie sich in den Verkehr auf der Lotte-Pulewka-Straße ein. Wegen der Sommerferien sei an den Wochentagen weniger los auf Potsdams Straßen, erzählt Kuphal. Er schätzt 20 Prozent weniger Verkehr. In Richtung Innenstadt mag er mit Vivien an diesem Tag aber doch nicht fahren. „Da würden wir nicht weit kommen“, sagt Kuphal. Er hat ein anderes Ziel im Sinn. Es geht nach Süden. „Bei der nächsten Möglichkeit biegst du mal rechts ab“, sagt er zu Vivien.

In Zentrum-Ost ist die Fahrschule zwischen zwei Großbaustellen an den beiden Havelübergängen eingeklemmt. „Der Feind sind die Baustellen“, sagt der Fahrlehrer. Noch bis 2015 wird die Humboldtbrücke saniert. Fast täglich gibt es hier Stau. „Die andere Richtung hat auch keinen Zweck“, sagt der Fahrlehrer. „Gleich hinter der Langen Brücke wird an der Breiten Straße gebaut.“ Das könne er seinen Fahrschülern nicht antun. „Die sollen ja nicht im Stau stehen sondern fahren“, sagt er.

Vivien fädelt sich auf die rechte Spur der Nutheschnellstraße ein und beschleunigt zügig auf Tempo 80. Kuphal schaut zufrieden. „Gut gemacht. Aber schau noch regelmäßig in den Rückspiegel. Das mögen die Prüfer“, rät er der angehenden Erzieherin. Auf der mehrspurigen Straße kommt sie an diesem Nachmittag schnell voran und fährt an der Neuendorfer Straße wieder ab. Der Fahrlehrer hat ein paar spezielle Aufgaben für sie. Es geht um die Prüfungsvorbereitung. Dazu gehören mehrere Pflichtaufgaben, die in jeder Prüfung getestet werden. „Für die erste Aufgabe brauchen wir ein bisschen Platz“, so Kuphal.

Vivien soll eine Gefahrenbremsung machen. In der Ricarda-Huch-Straße im Kirchsteigfeld schaut sich Kuphal noch mal selbst nach allen Seiten um. „Jetzt fährst du genau 30. Und wenn ich es sage, trittst du Kupplung und Bremse voll durch“, sagt er. Beim zweiten Versuch ist er zufrieden. Vom Rücksitz rauscht eine Tasche geräuschvoll in den Fußraum und der Wagen steht. Beim ersten Versuch war Vivien noch etwas zaghaft. „Nur Mut. Das kannst du dich ruhig trauen“, sagt Kuphal.

Einen zwingenden Grund, den Führerschein zu machen, hat Vivien nicht. Sie will einfach nur Autos fahren können. „Ich will flexibel sein. Vielleicht brauch’ ich das mal“, sagt sie. Autofahren zu können, gehöre doch irgendwie dazu. In Potsdam würde sie aber nicht jeden Tag fahren wollen. „Das wäre zu anstrengend. Es gibt auch andere Möglichkeiten“, sagt sie. „Hier gibt es doch jeden Tag eine neue Baustelle.“

Detlef Kuphal nickt. Er ist nicht überrascht von den Baustellen, weil er sich mit anderen Fahrlehrern täglich austauscht. Sobald irgendwo eine Straße gesperrt ist, weiß er Bescheid. Aber für ihn werden Umleitungen und Staus zu einem praktischen Problem: Er muss seine Touren mit den Schülern so planen, dass sie tatsächlich fahren, dass sie die Straßen der Stadt kennenlernen und auch bestimmten Problemsituationen ausgesetzt sind. Stoppschilder, Einbahnstraßen, Kreisverkehre, große Ampelkreuzungen und enge Gassen – das müssen die Fahrschüler alles mindestens einmal selbst erlebt haben. Und an diese Stellen müsse man erstmal kommen. In der Theorie die Regeln zu können sei nur ein Teil. Erfahrung sammle man aber nur, wenn man selbst am Steuer sitzt, so Kuphal.

Vivien ist schon sehr routiniert. In ein paar Tagen soll ihre praktische Prüfung stattfinden. „Wir fahren rechts ab und parken“, sagt Kuphal. Im ersten Versuch stellt Vivien den Fahrschulwagen in die Parklücke auf dem Gelände der Dekra im Industriegebiet – genau im rechten Winkel und mit perfektem Abstand zum nächsten Auto an der Seite. „Hier steigt dann der Prüfer ein“, sagt Kuphal. „Nun fahren wir wieder zurück.“

In der Prüfung selbst war Vivien dann doch ein bisschen nervös, erzählt Kuphal später. An einer unüberichtlichen Stelle habe sie ein Stoppschild übersehen. Aber beim nächsten mal werde es bestimmt klappen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })