Interview zur Filmkulisse Babelsberg: „Die ,Berliner Straße’ ist für uns eine Visitenkarte“
Polanski und Tarantino haben dort gedreht, jetzt wird die Außenkulisse des Studio Babelsberg erneuert - für zwölf Millionen Euro. Michael Düwel, Chef der Abteilung, erklärt, was sich ändert.
Stand:
Herr Düwel, was unterscheidet die neue Kulisse von der alten „Berliner Straße“?
Früher haben wir solche Kulissen zu 100 Prozent in echt gebaut. Mittlerweile ist die Digitalisierung im Filmgeschäft so weit vorangeschritten, dass nachträglich virtuelle Hintergründe eingefügt werden können – gedreht wird vor einer farbigen Leinwand, dem Bluescreen oder Greenscreen. Das entbindet uns aber trotzdem nicht von der Handwerksarbeit, wir brauchen an mehreren Stellen eine klassische Kulisse: Wenn der Schauspieler beispielsweise aus dem Fenster guckt, braucht er einen vernünftigen Rahmen. Die neue Kulissenstraße ist deshalb ein Mix von traditionellem Kulissenbau und virtuellen Hintergründen – wir nennen das eine modulare Hybridkulisse.
Michael Düwel ist Geschäftsführer des Art Departments, der Kulissen- und Handwerkerabteilung von Studio Babelsberg. Das Art Department wird die Kulisse betreiben.
Das Erdgeschoss ist handfeste Kulisse, die oberen Etagen grüne Leinwand?
Das ist die Regel, ja. Was grün ist und was echt, wird sich aber bei jedem Film in der Vorbereitung neu entscheiden. Die Kulisse ist variabel, die einzelnen Teile sind austauschbar.
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Wieso ist eine solche Außenkulisse so wichtig für Studio Babelsberg?
Die Berliner Straße ist für uns eine Visitenkarte – und oft auch die Eintrittskarte in ein neues Projekt. Wenn ein Kunde kommt, dann sieht er auf einen Blick, was wir können. Sicher haben wir auch eine Liste von Projekten, die wir gemacht haben, aber Filmkunden sind misstrauisch, die müssen anfassen können, fühlen können. Die Kulissenstraße können wir außerdem mit wenigen Mitteln nach den Wünschen der Kunden verändern – und das muss nachher nicht umständlich zurückgebaut werden. Ein Vorteil ist auch das neue Grundstück mit den Studiohallen direkt daneben – für die Produktionen bedeutet das kurze Wege. Sie können beispielsweise bei Regen schnell umdisponieren.
Wie lange wird der Bau dauern?
Die alte ,Berliner Straße’ ist mit den Jahren und den Produktionen gewachsen. So wird es voraussichtlich auch mit der neuen Kulisse sein.
Steht schon fest, welcher Film dort zuerst gedreht wird?
Wir sind mit mehreren Projekten im Gespräch.
Das Interview führte Jana Haase
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