Landeshauptstadt: Die billigsten Taxis fahren in Potsdam
Leichte Tariferhöhung geplant, um gestiegene Unkosten für Fuhrunternehmen abzumildern
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Leichte Tariferhöhung geplant, um gestiegene Unkosten für Fuhrunternehmen abzumildern Von Nicola Klusemann Wer in München ein Taxi aus Potsdam ordert und die brandenburgische Landeshauptstadt als Zielort angibt, zahlt keine Anfahrtgebühr. Eckard Fischer, Geschäftsführer der Taxi-Genossenschaft Potsdam, verdeutlicht an einem übertriebenen Beispiel das Personenbeförderungsgesetz. Gleiches gelte natürlich auch für die Fahrten aus den neuen Ortsteilen nach Potsdam. In den vergangenen Wochen hatte besonders die Anfahrtgebühr wegen Potsdams neuer Gemeinden zu Unsicherheiten geführt. Vor der Eingemeindung im vergangenen Herbst galt und gilt bis jetzt: Wer aus Groß Glienicke ein Taxi aus Potsdam bestellt und damit in die Stadt fährt, zahlt ab Groß Glienicke. Gibt der Fahrgast aber einen Zielort außerhalb des Konzessionsgebietes an, also zum Beispiel Berlin-Tegel, wird ihm die Anfahrt bisher nach Kilometerpreis in Rechnung gestellt. „Nach Groß Glienicke um die 15 Euro.“ In ihren neuen Tarifsätzen sieht der Taxiverband Berlin-Brandenburg für diese speziellen Fälle – höchstens fünf Prozent aller anfallenden Fahrten – eine Anfahrtpauschale von 3 Euro vor. „Es wird also billiger für die Neu-Potsdamer“, stellt der Genossenschaftschef Fischer klar. In diesem Fall. Während deutschlandweit die Taxitarife bereits an die gestiegenen Betriebskosten der Unternehmen angepasst wurden, hinkt Potsdam hinterher. Die für Potsdams Taxiunternehmen verbindlichen Tarife stammten noch aus D-Mark-Zeiten vom Dezember 2000 und seien seither unverändert. Mit der Euro-Einführung seien die Beträge lediglich halbiert worden, sagt der Chef der Taxi-Genossenschaft, die Potsdams Rufzentrale am Bassinplatz betreibt und der 112 von insgesamt 125 Potsdamer Taxi-Unternehmen angeschlossen sind. Zurzeit zahle der Fahrgast in Potsdam am Tage noch 1,90 Euro Einschaltgebühr und 1,10 Euro pro Kilometer. Nach der jetzt vorgeschlagenen leichten Anhebung springe künftig das Taxameter beim Einsteigen auf zwei Euro, jeder gefahrene Kilometer koste dann 1,20 Euro. Damit liege man bundesweit immer noch am unteren Ende der Preisskala. Zum Vergleich: In Schwerin betrage die Einschaltgebühr zwei, der Preis pro Kilometer 1,45 Euro, in Berlin zahle der Fahrgast 1,53 Euro auf den ersten Kilometern; Spitzenreiter der neuen Länder sei Gera mit stolzen zwei Euro für die ersten gefahrenen Kilometer. Bei der Ausarbeitung der neuen Tarife musste der Taxiverband Berlin-Brandenburg eine Gratwanderung bestehen: Für die Taxifahrer wollte man eine angemessene Anpassung an die gestiegenen Kosten schaffen, gleichzeitig aber die Fahrgäste nicht mit astronomischen Preiserhöhungen verprellen. Außerdem mussten die im Herbst vergangenen Jahres nach Potsdam eingemeindeten Orte dem Konzessionsgebiet zugeordnet werden. Jetzt hat man den Mittelweg gefunden und ihn als Antrag formuliert an die Stadtverwaltung weitergereicht. Eine Darstellung der neuen Taxi-Tarife im Ausschuss für Ordnung, Umwelt- und Gesundheitsschutz Ende März hatte für Missverständnisse gesorgt, die jetzt in einem Gespräch mit der zuständigen Beigeordneten Elona Müller ausgeräumt werden konnten. Mit dem leichten Anheben der Tarifsätze könne man die für die Unternehmen gestiegenen Ausgaben für Versicherung, Treibstoff und Fahrzeug-Reparaturen ein wenig abfangen, sagt der Genossenschaftschef. Die schlechte Lage für das Fuhrgeschäft aber nicht. Die allgemeine Rezession mache auch vor den Taxlern nicht halt. Die Gesundheitsreform führe zu erheblichen Einschnitten. Den Menschen säße der Euro nicht sehr locker in der Tasche. Das sei deutlich spürbar: Während die Taxi-Genossenschaft im Jahr 2000 noch 219280 Aufträge bekam, lag die Zahl der Fahrten im vergangenen Jahr nur noch bei 182796.
Nicola Klusemann
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