
© Manfred Thomas
Von Hella Dittfeld: Die Boote kamen auf Rädern
„Riva“ – Lebensgefühl aus Mahagoni und Chrom: Früher gingen die Schönen und Reichen an Bord. Heute auch
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Peter Rössler schwärmt. Wenn er auf einer freigegebenen Strecke die beiden Motoren mit 275 PS einmal richtig aufdrehen darf, dann kann sein Riva-Boot 45 Stundenkilometer vorlegen und zieht hinter sich die berühmte Riva-Welle her. Aber die erzeuge er höchstens mal zum Angeben, sagt Rössler, denn eigentlich liebe er es, sich gemächlich übers Wasser gleiten zu lassen und die Schönheit der Landschaft und natürlich die des Bootes zu genießen. In die Havelseen und die Berlin-Potsdamer Gegend hat sich der Stuttgarter sofort verguckt. Nächstes Jahr will er mit seiner Frau, die seine Vorliebe für das Bootfahren teilt, wiederkommen und hier Urlaub machen. Zu den Riva-Classics hat er diesmal seinen 13-jährigen Sohn mitgebracht und dem gefällt der Ausflug ausnehmend gut.
Den Trofeo Carlo Riva, den in diesem Jahr der Riva Club Deutschland aus Anlass seines zehnjährigen Bestehens vergeben darf, wird er allerdings nicht bekommen. Peter Rössler gab zumindest bei der Lederpolsterung der Schönheit vor der Originalität den Vorrang. Er wählte ein Naturweiß statt des etwas stumpfen Graubeige der Originalboote. Ansonsten aber ist alles wie es der Bootsbauer Riva vorgegeben hat vom Mahagoniholz, den feinen Streifen darauf über die verchromten Aufbauten bis zum Armaturenbrett. Sein Boot stammt aus dem Jahre 1964 und darf sich schon zu den alten Herren rechnen.
Den Trofeo-Preis hat der italienische Bootbauingenieur Carlo Riva, der inzwischen sein Rentnerdasein genießt, vor drei Jahren gestiftet. Die hohe Zeit der Riva-Boote aber liegt in den 1950er, 1960er Jahren. Sie waren die Wasserflitzer der Schönen und Reichen. Ein Gunter Sachs konnte sich da lässig herauslehnen und fotografieren lassen, eine Brigitte Bardot räkelte sich auf dem Deck.
Billig ist ein Riva-Boot auch heute nicht, wer unbedingt eines haben will, der ist meistens ein Liebhaber des Oldtimers und legt auch schon mal selbst Hand an, um es auf Vordermann zu bringen. Peter Rössler gesteht allerdings, dass er alles habe machen lassen, nachdem er im vorigen Jahr das Boot gekauft habe. „Mir schaffe eben woanders“, sagt der Unternehmer selbstbewusst und lässt sich weich in die weißen Sitze fallen. Sicher, man könne diese Sitze auch zum Schlafen umbauen. Aber Riva-Boot-Fahrer nächtigen höchst selten auf dem Boot. Noch dazu, wenn eine ganze Familie den Innenraum bevölkert. Auch in Potsdam wurde ausgecheckt und ein Hotel bevorzugt.Riva-Boote mit Mahagonikörper werden so nicht mehr gebaut und deshalb entwickeln sie sich mehr und mehr zu Liebhaberstücken. Ein letztes sei noch 1994 vom Stapel gelaufen als Sonderanfertigung, sagt einer der Bootsbesitzer. Kein Wunder, dass die Oldtimer immer wertvoller werden. Rössler meint, man müsse für ein Riva-Boot inzwischen 200 000 bis 400 000 Euro hinlegen. Und für eine Zulassung auf dem Bodensee noch einmal 50 000, fügt er hinzu. „Riva- Boote werden neu auf dem Bodensee nicht mehr zugelassen“, klagt Rössler. Nur wer eine alte Zulassung habe, dürfe die auch behalten. Wer noch ein Boot aus der Bauserie Nr. 1 ergattern konnte, ist darauf besonders stolz. Auch in Potsdam ist eines dabei und das hat natürlich gute Chancen den Trofeo zu gewinnen. Den weitesten Weg hat ein italienisches Boot zurückgelegt. Es ist ansonsten auf dem Gardasee zu Hause. Wie man vom Gardasee auf die Havel kommt? Zu Wasser gar nicht. Mit dem Riva-Boot ist in Potsdam nur angereist, wer um die Ecke wohnt. Es sind vorwiegend Berliner. Alle anderen haben ihr Boot auf einen Hänger hieven lassen und sind mit ihm erst einmal über die Autobahnen und Landstraßen gerollt. „Das ist keine einfache Fahrt“, gibt Rössler zu, aber sie habe sich gelohnt. Als Abschluss gaben die 26 Teilnehmer des Club-Treffens dann noch eine besondere Vorstellung. Sie formierten sich vor dem Art-Hotel in der Havel zu einem Korso und zeigten vor, was die Oldtimer auszeichnet: Schönheit, Eleganz und das Vermitteln eines ganz besonderen Lebensgefühls.
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