Landeshauptstadt: Die Braut, die sich was traut
In den Parkstudios in Babelsberg wurde die neue Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“ vorgestellt
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Es ist ein cleverer Dreh, den sich die Herren Drehbuchschreiber für die neue Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“ da ausgedacht haben. Den Riesenknatsch, das große Drama gibt es gleich zu Beginn der Serie – und damit sind die Unannehmlichkeiten für’s Erste abgehakt. Was dann kommt, kann nur noch besser werden. Obwohl es eine Weile dauert, bis Protagonist Nelly – dargestellt von Alissa Jung – zu dieser Erkenntnis kommt. Am Tag ihrer Hochzeit muss sie nämlich feststellen, dass ihr Bräutigam sie betrügt. Mit der besten Freundin. Im Wagen ihrer Mutter. Fünf Minuten vor Beginn der Trauung. Eine Welt in Scherben, die nicht mehr zusammenzufügen sind. Also tritt die Betrogene die Flucht an. Setzt sich ins Hochzeitsauto, fährt kopf- und ziellos davon. Lässt all ihre Probleme hinter sich. Und ihr altes Leben gleich dazu. Um in Berlin einen Neuanfang zu wagen.
Eine Situation, die Schauspielerin Alissa Jung zwar noch nie erlebt hat, die sie aber durchaus nachempfinden kann, wie sie gestern auf einer Begehung des Filmsets in den Parkstudios Babelsberg erzählt. „Ich glaube, niemand ist vor einer solchen Erfahrung gefeit.“ Nachdem Jung bereits in verschiedenen Fernsehproduktionen zu sehen war, unter anderem in der wöchentlichen ARD-Serie „In aller Freundschaft“, steht sie nun seit Ende Mai für die neue Telenovela vor der Kamera; am kommenden Montag läuft um 18.45 Uhr die erste Folge von „Schmetterlinge im Bauch“ („SiB“) im Vorabendprogramm von Sat.1 an.
Dass sie eines Tages täglich auf dem Bildschirm zu sehen sein würde, damit hat Alissa Jung nach dem Casting für die Telenovela eigentlich gar nicht gerechnet. Als ihre Agentin drei Tage nach dem Vorsprechen anrief und ihr mitteilte, dass sie für die Rolle der überdrehten Nelly ausgewählt wurde, brauchte die 24-Jährige „ein paar Tage, um das für mich gedanklich ordnen zu können.“ Erst dann stand für sie fest, dass sie das Angebot tatsächlich annehmen wird.
Diese Zögerlichkeit scheint ungewöhnlich für jemanden, der in einer so unsicheren Branche wie der Filmbranche arbeitet. Doch im Fall von Alissa Jung lässt sich das leicht erklären: Zum einen, weil sie neben der Schauspielerei Medizin studiert und nun wegen der Dreharbeiten ein Urlaubssemester einlegen musste. Zum anderen, weil die Produktion einer täglichen Serie ein Knochenjob ist, der meist schon morgens um sieben Uhr anfängt und oft bis in den späten Abend hinein geht – von Montag bis Freitag. Ein Tagesablauf, der sich nur schwer mit dem einer jungen Mutter verbinden lässt. Zwei Kinder hat Alissa Jung: eine zweijährige Tochter und einen sechsjährigen Sohn. Daher bedeutete die Telenovela für sie „eine Umstellung, die mir bewusst war, als ich das Rollenangebot angenommen habe“. Die Betreuung ihrer Kinder während der Dreharbeiten regelt sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Radio- und Fernsehmoderator Jan Hahn. Manchmal auch mit Hilfe einer Babysitterin.
Die Frage der Betreuung stellt sich auch für Raphael Vogt, der in der Serie die männliche Hauptrolle Nils spielt. Allerdings sind es bei ihm keine Kinder, auf die er aufpassen muss, sondern sein Hund Flash: ein schwarzer Labrador, den Vogt mit zur Arbeit nimmt, und mit dem er in den Drehpausen im benachbarten Park spazieren geht. Für ihn ist es bereits die zweite große Serienrolle, die er spielt. Zuvor gab er in der RTL-Soap „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ neun Jahre lang den smarten Nico und avancierte so zum Teenie-Schwarm.
In eben dieser Rolle ist Raphael Vogt der stellvertretenden Geschäftsführerin von Sat.1, Alicia Remirez, aufgefallen. Sie ist bei dem Sender für den Bereich „Fiction“ zuständig. Als die Firma Producers at Work ihr das Skript für die Geschichte von „SiB“ vorlegte, stand für sie schnell fest: Den bodenständigen Sunnyboy Nils kann nur Raphael Vogt spielen. Dass er das Rollenangebot tatsächlich angenommen hat, freut sie besonders. Dem TV-Start von „SiB“ sieht Remirez gespannt entgegen. Vor allem auch deshalb, weil es mit „Verliebt in Berlin“ bereits eine äußerst erfolgreiche Telenovela im Programm des Senders gibt. Das erhöht die Erwartungen.
„Nach dem Riesenerfolg von ,Verliebt in Berlin standen wir vor einer Herausforderung: Was machen wir jetzt?“ Klar war, dass die neue Produktion kein Plagiat sein durfte. Im Unterschied zu „Verliebt in Berlin“, wo es um die Verwandlung der Protagonistin Lisa Plenske (dargestellt von Alexandra Neldel) vom hässlichen Entlein hin zum schönen Schwan geht, wurden für „SiB“ deshalb zwei gleichwertige Hauptfiguren – Nelly und Nils – geschaffen. „Erzählt wird die Geschichte, wie zwei gute Freunde zueinander finden“, sagt Alicia Remirez.
Bedenken, dass sich „SiB“ gegen die Vielzahl von Telenovelas im Fernsehprogramm behaupten kann, hat Schauspieler Raphael Vogt nicht. „Der Sender wird das im Vorfeld schon ordentlich eruiert haben“, sagt der 30-Jährige. Erst kürzlich drehte er an der Seite von Eva Haßmann den Fernsehfilm „Bezaubernde Feindin“ ab. Was ihn an der Rolle des Nils gereizt hat? „Dass er ein bodenständiger Typ ist, der ehrlich und glücklich durch’s Leben geht.“ Entscheidend war auch, dass die Dauer der Serie auf ein Jahr begrenzt ist. „Das ist ein überschaubarer Zeitraum“, so der Berliner. Denn wichtiger als der kurzfristige Erfolg ist ihm, dass er schauspielerisch nicht in einer Schublade landet.
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