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Von Bernd Kluge: Die Burg aus dem Sumpf

Zehnjähriger Wiederaufbau der Burg Storkow wird am Donnerstag offiziell abgeschlossen

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Storkow - Im ältesten Renaissance-Schloss Brandenburgs riecht es nach frischer Farbe. Statt der Zwischendecke ziert eine metallene Galerie die Ziegelwände. Deutlich ist die historische Bausubstanz von den neu aufgemauerten Bereichen zu unterscheiden. „Das soll für den Betrachter auch sichtbar bleiben“, sagt der Storkower Tourismusmanager Werner Krumbein. Auch deshalb wird der Komplex seinen Angaben nach nicht wieder verputzt.

Das auch Palas genannte Gebäude ist das Herzstück der mittelalterlichen Burg Storkow, die in den vergangenen zehn Jahren Stück für Stück wiederaufgebaut wurde. Noch fehlt die Bestuhlung im großen Saal des Schlosses. Handwerker erledigen hier Restarbeiten, auch auf dem Innenhof der Burg, am Torbogen und im gotischen Brau- und Malzhaus wird noch gewerkelt und geputzt. Denn spätestens am kommenden Donnerstag muss bautechnisch alles fertig sein, dann wird die Burg mit einem Festakt praktisch wieder eingeweiht. Die Wiedereinweihung ist der Auftakt zur 800-Jahr-Feier Storkows.

Als 1999 die ersten Arbeiten an der 1209 erstmals urkundlich erwähnten Burg begannen, hatte niemand geahnt, dass der Wiederaufbau so lange dauern würde. „Als wir anfingen, gab es noch jede Menge Fördermittel. Die zu beschaffen, wurde über die Jahre immer schwieriger“, sagt Krumbein. Skeptiker hielten es ohnehin für wenig sinnvoll, die in den 70er Jahren bei einem Brand zerstörte Burg zu rekonstruieren. „Unter einem wahren Dschungel an Unkraut war die Grundstruktur der Burg-Gebäude kaum noch auszumachen“, erinnert sich Andreas Heising, Mitglied im Burg-Förderverein und ehrenamtlicher Fremdenführer.

Doch nicht nur finanzielle Probleme zogen die Burgsanierung in die Länge. „Kein Raum auf der Burg ist wirklich rechteckig“, sagt Krumbein und weist auf die schiefen Wände im Brau- und Malzhaus, dem ältesten Teil der Burg Storkow. „Die Burg wurde vor fast 800 Jahren direkt in den Sumpf gesetzt – allerdings ohne nennenswerte Fundamente“, beschreibt Hobbyhistoriker Heising. Hätte sich die Stadt Storkow nicht zu einer Sanierung entschlossen, wäre die geschichtsträchtige Anlage über kurz oder lang zusammengestürzt, sind sich Krumbein und Heising einig. Als erstes musste die gefährlich schiefe Südmauer durch massive Betonpfeiler am Umstürzen gehindert werden. Um die notwendige Standfestigkeit der Burg zu sichern, waren zudem Stahlfüße bis zu 14 Meter tief in den Boden getrieben worden. „Zusammen mit Hunderten Tonnen Beton bilden sie ein hartes Korsett, das nun das komplette Bauwerk umschließt und zusammenhält“, erläutert Krumbein. Mehrkosten in Höhe von einer Million Euro kamen so zusammen. Insgesamt flossen in den Wiederaufbau seinen Schätzungen nach mehr als zehn Millionen Euro.

Nach der Beendigung des ersten Bauabschnittes und dem Einzug von Touristeninformation und Stadtbibliothek in den sanierten Fachwerkkomplex an der Ostseite kamen im Jahr 2001 bereits knapp 10 000 Besucher. Als im zweiten Bauabschnitt der Burghof inklusive einer Freilichtbühne fertig war, wurden es noch mehr. Im vergangenen Jahr wuchs die Besucherzahl auf 34 000. Nach Übergabe des bis zu 200 Plätze bietenden Saals im Palas, der für Veranstaltungen gemietet und für Trauungen gebucht werden kann, und der Dauerausstellung „Mensch und Natur“ auf drei Etagen im Brau- und Malzhaus erwarten Stadt, Förder- und Tourismusverein einen noch größeren Besucheransturm. Die auch Natureum genannte ständige Schau, die die Entwicklung der Region von der Eiszeit bis in die Gegenwart darstellt wird allerdings erst Anfang Mai fertig. Hörstationen, elektronische Medien und interaktive Modelle sowie Dioramen sollen diesen Museumsbesuch zu einem besonderen Erlebnis machen. Ein weiteres Highlight vor allem für Fans der DDR-Rockgeschichte könnte am 7. Mai zum Publikumsmagneten werden. Dann beherbergt die Palas-Galerie eine Ausstellung zur Geschichte der Puhdys.

Bernd Kluge

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