Landeshauptstadt: Die Chance vor der Haustür
Fachkräfteforum Potsdam tagte zum ersten Mal
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„Viele junge Leute wissen überhaupt nicht, welche Chancen es direkt vor ihrer Haustür gibt“, sagte Wolfgang Spieß, Leiter Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer (IHK), gestern anlässlich der ersten Tagung des Fachkräfteforums Potsdam. Allein die IHK biete zum Ausbildungsbeginn im Herbst über 1400 freie betriebliche Ausbildungsplätze an. „So viel wie noch nie“, sagt Spieß und fürchtet, dass sich längst nicht für alle ein Anwärter findet. Um auf die Ausbildungsangebote und den Standort Potsdam als interessante Wirtschaftsregion aufmerksam zu machen, haben sich elf Institutionen von der Arbeitsagentur über IHK und Handwerkskammer bis zur Universität zusammengeschlossen und wollen ihre Kräfte bündeln.
Welch hoher Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften schon jetzt besteht, erläuterte der Geschäftsführer des Klinikums Ernst von Bergmann, Steffen Grebner. Speziell das Gesundheitswesen nannte er „eine Wachstumsbranche“. Das Klinikum wolle in den nächsten fünf Jahren seinen Umsatz von derzeit 140 Millionen Euro um zehn Millionen erhöhen. Zu den bereits vorhandenen Disziplinen sollen weitere in der Patienten-Rehabilitation kommen und die Hotel- und Servicequalität des Klinikums werde ausgebaut. Es gebe bereits Ärztemangel, erklärte Grebner, und beim Pflegepersonal kündige er sich an. Bis 2020 sollen zudem noch 50 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Neben den Bestrebungen des Klinikums, Fachpersonal zu akquirieren und zu halten, sieht Grebner fehlender Wohnraum als Problem.
Auch Potsdams oberster Statistiker Rainer Pokorny, Leiter des Fachbereiches Finanz- und Verwaltungsmanagement, mahnte bei seiner Übersicht über die demoskopische Entwicklung in Potsdam an, die Stadt für Fachkräfte so attraktiv wie möglich zu machen. Die Altersgruppe der 18- bis 27-Jährigen werde bis 2020 nicht nur deutschlandweit abnehmen, sondern auch einer prosperierenden Stadt Potsdam fehlen. Deshalb müsse von der Wohnungsförderung über die Schulpolitik bis zur Weiterqualifizierung dafür gesorgt werden, dass die Jahrgänge 27 bis 65 Jahre diese Lücke füllen. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs bekräftigte denn auch: „Fachkräftesicherung ist Zukunftssicherung.“ Dieter Lübberding vom Campingplatz Sanssouci berichtete, dass er schon jetzt Probleme hat, gute Fachleute zu bekommen, obwohl er selbst ausbilde. In seiner Branche gebe es verlockende Arbeitsangebote weltweit. Hella Dittfeld
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