Landeshauptstadt: Die Chefs sind Männer
Frauentags-Motto: „Macht Chancen gleich“ – welche haben Potsdamerinnen?
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Die meisten Potsdamer Frauen stehen tiefer auf der Karriereleiter als ihre männlichen Kollegen. Und das, obwohl sie in der Überzahl sind: Rund 76 000 Frauen leben in der Landeshauptstadt und nur 70 400 Männer. Dennoch sind weniger Frauen arbeitslos: Ungefähr 9000 Arbeitslose gibt es, der Anteil der Frauen liegt bei 44 Prozent. Tatsächlich haben 37 213 Potsdamerinnen feste Jobs. Das sind 7550 mehr Frauen als Männer.
Weibliche Firmenbosse sind in Brandenburg und der Landeshauptstadt dagegen rar. Lediglich halb so viele Frauen wie Männer haben in der Mark ein Gewerbe angemeldet. Und in nur 18 Prozent aller Handwerksbetriebe in Potsdam und Umland sind Frauen Chefs. Die meisten anderen arbeiten in der Dienstleistungsbranche, als Kellnerinnen, Verkäuferinnen, Krankenschwestern oder im Büro, sagte Arbeitsagentur-Sprecherin Isabel Wolling auf Anfrage. Laut Wolling verdienen sie meist sehr wenig. Hohe, gut bezahlte Posten ergattern Potsdamerinnen nur selten. Dabei erreichen mehr Mädchen als Jungen die Hochschulreife: Rund 58 Prozent der 936 Abiturienten des Jahrgangs 2006 waren weiblich. Und 58 Prozent aller 17 600 Studenten der Universität sind Frauen. Trotzdem lehren dort neben den 208 Professoren nur 45 Professorinnen. Ähnlich sieht es in der Stadtverwaltung aus – auch wenn mit den Beigeordneten Elona Müller, Gabriele Fischer und Elke von Kuick-Frenz, drei der vier höchsten Ämter unter Oberbürgermeister Jann Jakobs Frauen inne haben. Von den etwa 2000 Angestellten sind fast zwei Drittel weiblich, aber über 70 Prozent aller Fachbereichsleiter sind Männer. Auch bei den Stadtwerken sind nur ein knappes Drittel der Abteilungsleiter weiblich. Aber das kommunale Unternehmen mit insgesamt 1200 Mitarbeitern beschäftigt auch nur 22 Prozent Frauen – weil Berufe wie etwa Müllfahrer körperlich sehr anstrengend sind, erklärte Sprecher Stefan Klotz.
Einen Grund für die geringe Chefinnen-Quote in Potsdam konnte Wolling aber nicht nennen. Laut Bericht der städtischen Gleichstellungsbeauftragten Sabina Scheuerer spielt dabei das Thema „Kind oder Karriere“ für viele Frauen eine Rolle – obwohl Potsdam mehr Kita-Plätze hat als alle anderen deutschen Landeshauptstädte, nämlich 9487 für 13 850 Kinder. Doch gerade einmal zwei Kindergärten bieten Öffnungszeiten an, die flexibel auf den Arbeitstag der Eltern zugeschnitten sind. Das Lokale Bündnis Familie am Stern will darum einen „Großelterndienst“ einrichten, so Scheuerer. Und die Stadt prüft gerade Firmen auf Familienfreundlichkeit.
Fragen zu diesem Thema muss heute am Internationalen Frauentag wohl auch Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen beim Brunch im Autonomen Frauenzentrum beantworten – ab 10 Uhr in der Zeppelinstraße 189. Ebenfalls zum Frauenfrühstück öffnet das Haus der Begegnung am Teufelssee 30. Zu einer Frauentags-Veranstaltung laden der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), das Land und die Stadt um 19 Uhr in den Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße 10. Außerdem verteilen heute Lokalpolitiker der SPD und der Linkspartei.PDS im Stadtgebiet Blumen zum Frauentag. Der steht 2007 unter dem Motto: „Macht Chancen gleich“.
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