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Links und rechts der Langen Brücke: Die DDR-Frage

Sabine Schicketanz über die neue Positionsbestimmung im Rathaus

Stand:

Ist es dem Baubeigeordneten Matthias Klipp etwa zu viel der Debatte? Klipp will jedenfalls jetzt Pflöcke einschlagen, was das gern und oft heiß diskutierte Thema Umgang mit der DDR-Architektur in Potsdam angeht. In einer Mitteilungsvorlage für das Stadtparlament, das am Mittwoch zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt, bescheinigt Klipp seinem Verwaltungsbereich einen „sehr differenzierten“ Umgang mit den Bauten aus der Vergangenheit, der keiner Korrektur bedürfe. Gleichzeitig verwehrt Klipp sich namens seiner Mitarbeiter dagegen, den DDR-Bauten eine politische Sonderrolle einzuräumen. Für sie gelte, was für alle Bauten Maßstab sei. Es gebe, behauptet er, schon jetzt in der Bauverwaltung keine „ideologischen Vorbehalte“.

Ob Klipp damit recht hat, darüber lässt sich streiten. Mehr aber beschäftigt das politische Vorgehen: Die Mitteilungsvorlage, mit der die Verwaltungsspitze erstmals explizit Position bezieht in der Dauerauseinandersetzung um Architektur in Potsdam, muss vom Stadtparlament zur Kenntnis genommen werden, wie es kommunalbürokratisch heißt. Dazu, so viel sei prophezeit, wird es wohl kaum ohne Diskussion kommen. Das schadet allerdings auch nicht. Die Bürgerschaft und die Stadtpolitik sollten diesen Disput, bei dem es um so viel mehr geht als Gebäude, sogar pflegen. Er ist wichtig für die Selbstdefinition der Stadt und ihrer Bürger, für die Identifikation mit dem sich massiv wandelnden Potsdam.

Allein der Auslöser müsste ein anderer sein. Denn wenn Klipps Positionspapier auf andere politische Überzeugungen trifft, ist es als Stadtparlaments-Vorlage bereits in eine offizielle Form gegossen, der nur noch der Segen der Volksvertreter fehlt. Weil Klipp auch ganz klare Spielregeln für den künftigen Potsdamer Architektur- und Ideologiestreit aufstellen will, dürfte mancher dies als Bevormundung empfinden.

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