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Potsdam: Die digitale Vermarktung der Stadt hinkt hinterher
Potsdam wird als Reiseziel immer beliebter. Doch bei der Vermarktung im Internet gibt es Defizite.
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Die Touristenstadt Potsdam hat massive Defizite bei ihrer Vermarktung im Internet. Das ist ein zentrales Ergebnis, das bei der Überarbeitung der Tourismuskonzeption für die Landeshauptstadt zutage trat. Um den Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung zu decken, will der seit diesem Jahr zuständige kommunale Tourismusvermarkter neue Schwerpunkte setzen: Deswegen steht nun eins der drei Touristen-Informationsbüros in der Innenstadt zur Disposition.
Stadtsprecher Markus Klier sagte den PNN auf Anfrage, nach den ersten Erfahrungen mit den seit diesem Jahr inzwischen drei Tourist-Informationen im Potsdamer Zentrum laufe ein Abstimmungsprozess. Dabei würden Stadtverwaltung und die Tochter der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, die Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG), über einen Weiterbetrieb der Tourist-Information am Hauptbahnhof beraten – im Klartext also über deren Schließung. Dieser Schritt wird nach PNN-Informationen auch erwogen, weil in der Nähe am Alten Markt seit Frühjahr ein neues Infobüro eröffnet wurde – und dort sämtliche Touristen vorbeikommen, die in Richtung Landtagsschloss pilgern. Über die Schließung entschieden werde aber erst nach Fertigstellung der Tourismuskonzeption Ende September – und auch nur nach einem Stadtverordneten-Votum, so Klier.
Schon im letzten Jahr Überarbeitungen angekündigt
Schon im vergangenen Jahr hatte die Stadt die Überarbeitung ihrer schon mehr als zehn Jahre alten Tourismuskonzeption angekündigt. Damals gab es weder Smartphones noch wurde das Internet wie heute genutzt. Seitdem hatte Potsdam aber an seinem Tourismusmarketing grundsätzlich nur wenig verändert. Daher müsse nun, nach all den Jahren, bei der Werbung von Touristen dem „Megatrend Digitalisierung“ viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, teilte die Stadtverwaltung bereits in der vergangenen Woche nach der Sommersitzung des Potsdamer Wirtschaftsrats mit.
Dort hatte die deutschlandweit aktive BTE Tourismus- und Regionalberatung, die das neue Tourismuskonzept erarbeitet, ihre bisherigen Schlussfolgerungen präsentiert. Einmal gebe Potsdam im Vergleich zu anderen Städten weniger Geld aus, um Touristen zu locken, lautete eine Feststellung. Zugleich würden sich andere Städte mit der Größe von Potsdam maximal ein oder zwei Touristen-Informationen leisten – und sich mehr auf Online-Marketing konzentrieren. Stadtsprecher Klier sagte, sollte es nur noch zwei Tourist-Infobüros geben, dann bestünden für die verbliebenen Mitarbeiter ausreichend andere Aufgaben, etwa in Bereichen wie Kommunikation und Marketing.
Trotz des Nachholbedarfs ist der Tourismus in Potsdam durch zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie die Schlösser und Parks oder neuerdings die Potsdamer Mitte eine der wichtigsten und seit Jahren wachsenden Wirtschaftszweige der Stadt. So gaben 16 Millionen Tagesgäste im vergangenen Jahr gut eine Dreiviertelmilliarde Euro in der Stadt aus. Mehr als 20 000 Potsdamer finden laut Stadtverwaltung Beschäftigung und Einkommen im Bereich Tourismuswirtschaft – Tendenz steigend. So hatte die Stadt im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Übernachtungen registriert, damit wurde das Vorjahresergebnis um 6,7 Prozent überboten. Allein im ersten Quartal dieses Jahres wurden laut Statistik 206 600 Übernachtungen registriert. Das sind 35 300 oder sogar rund 20 Prozent mehr als noch im Vorjahreszeitraum.
Es ist noch mehr möglich
Doch trotz der positiven Zahlen gehen die BTE-Marketingexperten davon aus, dass noch mehr möglich wäre. Der Ansatz: Bevor ein Tourist sich per Buchung für einen Aufenthalt in Potsdam entscheidet, gibt es der Theorie nach viele Faktoren, die entscheidungsrelevant sind. Hier könne die Digitalisierung im Internet helfen, Angebote, Kommunikation und Vertrieb „nachfragegerecht und zeitgemäß“ weiterzuentwickeln. Das Ziel: Die Aufmerksamkeit touristischer Zielgruppen so zu lenken, dass am Ende kein Weg an Potsdam vorbeiführt. Schon im vergangenen Jahr hatte der Chef der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, eine Strategie gefordert, um die wachsenden Touristenströme in die benachbarte Bundeshauptstadt Berlin auch nach Potsdam zu lenken.
Seit dem 1. Januar ist die PMSG offiziell mit der touristischen Vermarktung von Brandenburgs Landeshauptstadt betraut. Die Pro-Potsdam-Tochter wurde – wie berichtet – eigens zu diesem Zweck gegründet, nachdem es im vergangenen Jahr bei der Neuausschreibung des Tourismusmarketings erhebliche Probleme gegeben hatte. Die PMSG ist zunächst zwei Jahre lang für Potsdams Vermarktung zuständig und hat dafür ein gedeckeltes Budget von jährlich 950 000 Euro zur Verfügung – vergleichsweise wenig, wenn es nach den BTE-Experten geht.
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