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Landeshauptstadt: „Die Dramatik kann ich nicht erkennen“ Hans-Joachim Böttche über Obdachlosigkeit

Herr Böttche, nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat die Zahl der Obdachlosen seit 2010 deutschlandweit um 15 Prozent zugenommen. Wie ist die Situation in Potsdam?

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Herr Böttche, nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat die Zahl der Obdachlosen seit 2010 deutschlandweit um 15 Prozent zugenommen. Wie ist die Situation in Potsdam?

Diese Dramatik kann ich in Potsdam so nicht erkennen. Aber die Stadt hat auch schon vor Jahren auf die Prävention gesetzt. Wir versuchen zu erreichen, dass Menschen erst gar nicht die Wohnung verlieren. Auf lange Sicht gesehen, gibt es trotzdem mehr Betroffene. Einen deutlichen Anstieg in den letzten Jahren gibt es aber nicht.

Wie viele Betroffene gibt es denn in Potsdam?

In verschiedenen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe gibt es in der Stadt 194 Plätze. Die sind in der Regel auch belegt.

Welche Angebote gibt es für Wohnungslose?

Die größte Einrichtung ist das Heim der Arbeiterwohlfahrt am Lerchensteig mit 95 Plätzen. Außerdem gibt es 15 Notbetten, die kurzfristig für Übernachtungen genutzt werden können. Für Familien gibt es 60 Plätze. Außerdem haben wir eine Einrichtung speziell für junge Erwachsene, in der aktuell 24 Personen untergebracht und betreut werden, um sie für die eigene Wohnung fit zu machen.

Was tut die Stadt, um Wohnungslose wieder in eigene Wohnungen zu bringen?

Die Überwindung einer einmal eingetretenen Obdachlosigkeit gestaltet sich von Jahr zu Jahr schwieriger. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes haben die Vermieter ja sehr viel Auswahl unter den vielen Bewerbern um eine freie Wohnung. Da muss man massiv intervenieren. Wir versuchen mit den sogenannten Gewährleistungswohnungen Brücken zu bauen. Die mietet die Stadt an und überlässt sie an bisher Wohnungslose Menschen. Es gibt eine Nachbetreuung durch Sozialarbeiter. Ziel ist dabei, dass die Menschen nach einer gewissen Zeit selbst den Mietvertrag übernehmen können.

Führt der angespannte Wohnungsmarkt zu mehr Wohnungslosigkeit?

Der Zusammenhang lässt sich aus den Zahlen so nicht zwingend herstellen. Die Zahl der gemeldeten Zwangsräumungen ist seit dem Vorjahr rückläufig. Auch die Räumungsklagen sind im Vergleich zum Vorjahr um 41 Fälle zurückgegangen.

Was könnte die Situation entspannen?

Um dem drastischen Rückgang von preiswerten Wohnungen zu begegnen, hilft langfristig nur der Neubau von geförderten Wohnungen. Die Stadt versucht mit der Verlängerung von Belegungsbindungen für Wohnungen der Pro Potsdam und der Wohnungsgenossenschaft Karl Marx gegenzusteuern. Dies wurde durch die Unterstützung des Landes möglich.

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