Landeshauptstadt: Die Drei von der Haltestelle
Friseur, Akustikerin und Boutique feiern Jubiläum
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1998 dümpelte Potsdams City noch vor sich hin und jeder neue Laden konnte das innerstädtische Geschäft nur beleben. So dachte auch der kommunale Vermieter Gewoba, der die Wohnhäuser an der Straßenbahnhaltestelle Platz der Einheit 1997/98 für 3,6 Millionen Euro nicht nur sanieren, sondern das Parterre auch für Gewerbe ausbauen ließ. Noch heute zeugen Treppen innerhalb der Geschäfte davon, dass es hier einst Hochparterre-Wohnungen gab. Die neun neu entstandenen Läden wurden im Februar 1998 fertig und durch sehr unterschiedliche Geschäftsleute bezogen. Noch unterschiedlicher waren die Gründe, warum dieser und jener nach einer Probierzeit wieder aufgab. Neue Mieter fanden sich, ein Ladengeschäft besetzte die Gewoba selbst und bietet dort Immobilien an.
Nur drei Mieter blieben dem Standort bis heute treu: eine Friseurmeisterin, die Boutique Enjoy Mode und die Hörgeräteakustikerin Julia Klaper. Alle drei feiern nun ihr 15-jähriges Bestehen am Ort – und sind stolz darauf, sich behauptet zu haben. Als Firmen sind sie schon länger am Markt.
Friseurmeisterin Marita Schwarz zog seinerzeit zum Beispiel aus einem Hinterhaus in der Brandenburger Straße in diese gut sichtbare Geschäftsgegend. „Der Standort gefällt mir“, sagt sie. Man müsse aber auch hier immer wieder etwas Neues bieten, erklärt sie. Deshalb soll der Friseursalon in Kürze umgestaltet und farblich verändert werden. Doch unabhängig vom Erscheinungsbild des Geschäftes sei Qualität das A und O, wenn man die Stammkundschaft halten und neue Kunden werben will. Mit-Chefin und Friseurmeisterin Christine Wolff setzt dabei vor allem auf das Internet, in dem sie die Stärken des Salons Schwarz und Wolff herausstreichen will und auch Veranstaltungen ankündigt. Als nächstes gibt es am 22. März ein Make-up-Fotoshooting, bei dem professionelles Haarstyling und Make-up garantiert und auf Fotos festgehalten wird. Den Kundinnen wird aber auch immer wieder gezeigt, wie sie ihre Frisur allein hinbekommen können.
Auch die beiden Inhaberinnen von Enjoy Mode Potsdam setzen auf gute Beratung. Sie bieten sportlich elegante Bekleidung für Frauen an. Auf Modemessen und bei den Herstellern informieren sich Kathleen Rappich und Edith Stahr dabei ganz aktuell über die neueste Mode und sorgen bei ihrer Auswahl aparter Stücke auch für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Hinzu kommt, dass Kürzungen an der neu gekauften Garderobe grundsätzlich kostenlos ausgeführt werden. Die Schneiderwerkstatt hat ihren Platz die halbe Treppenetage höher gefunden.
Auch die Dritte im Bunde, Hörgeräteakustikerin Julia Klaper, braucht ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Sie ist gerade für den Wirtschafts-Oskar des Landes Brandenburg nominiert worden. Verliehen wird der „Große Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung im September. Zu den Spezialitäten der Fachfrau gehört es, dass sie als einzige Päd-Akustikerin in Potsdam auch Kinder mit Hörhilfen versorgt. Für das Besser-Hören bringt sie sich ständig auf den neuesten Stand und lässt sich von den Herstellern immer wieder vorführen, was Wissenschaft und Handwerk neu anbieten.
Ob sich die Drei von der Haltestelle einen verstärkten Kundenstrom versprechen, wenn erst der Landtag in sein Schloss gezogen ist und auch die Ladenzeile von Bahnhof bis Innenstadt ausgebaut wird, beantworten sie unisono: Das müsse man abwarten.Hella Dittfeld
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