Landeshauptstadt: Die Ecken und Kanten der City
In der Brandenburger Straße sind noch 18 Häuser unsaniert / Wilder Abbruch
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Offenbar gibt es auch noch 14 Jahre nach der Wende Wildwest-Methoden bei der Haussanierung. Sozusagen den wilden Abbruch um die kurze Ecke. Und das im denkmalgeschützten Bereich der zweiten barocken Stadterweiterung. Neben dem kleinen Kaufhaus Brandenburger Straße/Ecke Jägerstraße klafft seit kurzem eine Lücke, denn laut Auskunft der Stadtverwaltung wurde wegen ungenehmigten Abrisses erst einmal ein Baustopp verhängt. Zwar sei das Haus Jägerstraße 26 stark sanierungsbedürftig gewesen und es sei zu begrüßen, dass an dieser Stelle etwas geschehe, doch habe man nur die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes genehmigt. Solche „Husarenstückchen“ sind laut Albrecht Gülzow, der beim Sanierungsträger für den gesamten Innenstadtbereich zuständig ist, ein Ausnahmefall. Ansonsten gebe es eine gute Zusammenarbeit mit den Investoren und die würden sich auch an die Auflagen der Denkmalpflege halten.
Keine Probleme damit hat zum Beispiel die DP Development Partner AG Düsseldorf, die im September mit der Sanierung der Häuser Brandenburger Straße 12 bis 14/Ecke Herrmann-Elflein Straße beginnen will. Man habe bereits in anderen Städten Erfahrungen mit der Denkmalpflege gesammelt, erklärte der Leiter der DP-Unternehmenskommunikation Ralf Bettges. Für die seit 1992 agierende DP sind die vier Potsdamer Häuser eigentlich ein kleiner Fisch. Normalerweise liegen die Projekte bei 39 bis 40 Millionen Euro, wie bei einem Projekt in Braunschweig. Doch auch in Potsdam will man Akribie walten lassen und den Ausbau der gesamten Ecke und des Hinterlandes mit einem Innenhof genau auf das denkmalgeschützte Areal zuschneiden. Die Farbe der Häuserfront steht ebenfalls fest. Sie ist teils in Grau, teils in Terrakotta gehalten. Schon im Sommer nächsten Jahres werden mindestens zwei Geschäfte im DP-Bereich eröffnen. Wie bereits berichtet sind das ein Nanu Nana und eine Wohlthatsche Buchhandlung. Mit zwei weiteren Gewerbetreibenden gibt es Kontakte. Und auch um die Vermietung der Wohnungen macht sich Bettges keine Sorgen. Man werde sie zu einem guten Quadratmeterpreis anbieten.
Als gelungen bezeichnet Gülzow auch die Sanierung der Häuser Brandenburger Straße 46/47 durch Bauherrin Rebecca Mondet und die der 67 und 68 durch die Gewoba, die an die Elflein-Höfe stoßen und mit diesen einen interessanten Zusammenklang bilden sollen. Nicht zu vergessen natürlich der Karstadt-Ausbau, der ab 2005 der Straße ein neues Gepräge geben wird. Die Ecke Friedrich-Ebert-Straße zeigt ebenfalls unter der Bauplane, wie ein vorher stark beschädigtes Haus langsam wieder die historische Form annimmt. Hier investierte Fernseh-Moderator Günther Jauch in die Innenstadt. Das Haus wurde 1904 erbaut, hat vier Etagen und wird neben dem Geschäft im Parterre fünf Wohnungen anbieten. Die Rundbögen der Schaufenster sind bereits wieder herausgearbeitet. Anfang Oktober sollen die Hüllen fallen. Insgesamt sind von den 70 Häusern in der Brandenburger Straße noch 18 nicht saniert, leider auch so unansehnliche Ecken wie die an der Dortustraße mit dem Schuhhaus oder die Ecke, die später einmal von Karstadt eingerahmt wird. Doch 2005 ist selbst in dieser Straße die Hauptarbeit getan. Hella Dittfeld
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