Stadtmarketing in Potsdam: Die eigene Firma wirbt
Wegen drohender Niederlage vor Gericht soll die Pro Potsdam das Stadtmarketing übernehmen
Stand:
Die kommunale Bauholding Pro Potsdam soll Feuerwehrmann spielen und die Landeshauptstadt quasi ab sofort touristisch vermarkten. Wenn das Brandenburgische Oberlandesgericht (OLG) am 21. Juli wie allgemein erwartet den millionenschweren Vertrag mit der landeseigenen Tourismus Marketing Brandenburg (TMB) für nichtig erklärt, soll der stadteigene Unternehmensverbund kurzfristig in die Bresche springen und das Stadtmarketing interimsweise fortführen – mindestens bis zum Jahresende, möglicherweise aber auch bis Ende 2018. Das will die Stadtverwaltung den Stadtverordneten in der kommenden Sitzung am 1. Juli vorschlagen. Man hoffe auf sofortige Zustimmung für diesen Plan, erklärte Dieter Jetschmanegg am Freitag. Die Eile ist nötig, weil Potsdam im Falle einer Niederlage vor dem OLG ohne Stadtmarketing dastünde. Die Touristeninformationen im Hauptbahnhof und in der Brandenburger Straße müssten dann womöglich geschlossen oder von Rathausmitarbeitern weitergeführt werden.
Grund für die Misere sind schwere Versäumnisse der städtischen Wirtschaftsförderung bei der laufenden Neuausschreibung des Tourismusmarketings. Wie berichtet war der 2004 geschlossene Vertrag mit der TMB im vergangenen Jahr gekündigt worden. Statt zum Jahresende, wie vorgesehen, einen neuen Dienstleister zu präsentieren, überraschte Chefwirtschaftsförderer Stefan Frerichs die Stadtverordneten im November mit der Bitte, mit der TMB übergangsweise für 2015 einen neuen Vertrag zu schließen, der noch dazu wesentlich höher dotiert war. Statt wie bislang 600 000 Euro sollte die TMB 944 000 Euro erhalten. Der neben der TMB zweite Bewerber um Potsdams Tourismusmarketing, die Hamburger GLC Glücksburg Consulting AG, hatte gegen die Direktvergabe des Auftrags erfolgreich Beschwerde bei der Vergabekammer des Landes eingelegt.
Damit diesmal juristisch alles glattgeht, soll die neue Pro-Potsdam-Gesellschaft, die den Namen Potsdam Tourismus Marketing und Service GmbH (PMS) trägt, nur solche Aufgaben wahrnehmen, die nach Ansicht der Stadt der Daseinsvorsorge entsprechen. Dazu gehört unter anderem der Betrieb der Touristeninformationen und die Bewerbung Potsdams als Tourismusstandort. Leistungen, mit denen sich Geld verdienen lässt, etwa die Vermittlung von Gruppenreisen oder Hotelbuchungen, darf die PMS nicht anbieten, weil dies eine unlautere Konkurrenz gegenüber privaten Unternehmen darstellen würde. Der jährliche Zuschuss der Stadt bleibt indes derselbe: Auch die PMS soll maximal 950 000 Euro bekommen, in diesem Jahr sind es noch 400 000 Euro.
Die Ausschreibung, in der die GLC der letzte verbliebene Bieter ist, läuft indes weiter. GLC-Vorstand Edith Seemann kündigte gegenüber den PNN an, das Verfahren sehr genau zu beobachten. Sollte es nicht fair zugehen, werde man auch den Gang vor Gericht nicht scheuen. Dass sich die Pro Potsdam nicht um den Job gerissen hat, ließ deren Chef Horst Müller-Zinsius durchblicken: „Ja, wir sind gefragt worden und ja, wir stehen bereit“, sagte er. Die Details müsse aber die Stadt festlegen. pee
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: