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Von Kay Grimmer: Die einzige Kita der Stadt

Potsdam betreibt unfreiwillig wieder eine Kita, weil die Plätze im Norden dringend benötigt werden

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Die Scheren schenkte die Stadt gestern. Doch ein Band durchschneiden – Tradition einer Neueröffnung – wollten Sozialbeigeordnete Elona Müller und Jugendamtsleiter Norbert Schweers bei ihrem Besuch von Potsdams einziger kommunaler Kita in der David-Gilly-Straße nicht. Beabsichtigt war es nicht, dass das Jugendamt wieder selbst eine Kita betreibt. Doch für die neue Leiterin der Einrichtung im Bornstedter Feld, die Berlinerin Caroline Diskowski, war es ein Glücksfall. „Ich hatte mich initiativ beworben, wusste gar nichts von der Lage“, sagte die 33-Jährige.

Dabei ist die Situation der Einrichtung für 46 Kindergarten- und 46 Hortkinder verfahren. Eigentlich sollte die dringend benötigte Kita – gerade im Potsdamer Norden sind Plätze knapp – bereits eröffnet sein: betrieben von der „Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung Brandenburger Kinder und Jugendlicher mbH“ als freier Träger. Das entschieden die Stadtverordneten am 4. März dieses Jahres per Los, nachdem beim Auswahlverfahren fünf Antragsteller die gleiche Punktzahl hatten. Gegen die Losvergabe beantragte die leer ausgegangene Landessportbund Sportservice gGmbH am 11. März eine einstweilige Anordnung beim Verwaltungsgericht. Das untersagte der Stadt die Vergabe der Einrichtung bis zur Entscheidung. „Normalerweise wird über einstweilige Anordnungen innerhalb von 14 Tagen entschieden“, kritisierte Müller die Bearbeitungsdauer. Bis heute gibt es noch keinen Beschluss des Verwaltungsgerichts. „Wir können es uns aber nicht leisten, eine dringend benötigte Kita-Einrichtung ungenutzt zu lassen“, erklärte Schweers das Engagement der Stadt. Und so hat Potsdam seit Mitte Juni wieder eine kommunale Kita. Die letzte städtische Kita gab die Verwaltung im Herbst 2008 in Neu Fahrland an den Froebel e.V. ab, im Potsdamer Stadtgebiet gab es seit 2003 keine kommunale Kita mehr. „Wir stehen weiter zur Praxis, durch viele freie Träger eine Vielfalt im Kita-Angebot zu erhalten“, bekräftigte die Sozialbeigeordnete.

Das Konzept der neuen städtischen Kita orientiert sich an offener Arbeit ohne Altersgruppen, dafür mit Erziehern als Vertrauens- und Bezugspersonen, erklärte Diskowski, die neben der notwendigen staatlichen Anerkennung als Sozialpädagogin auch ein Betriebswirtschaftsstudium vorweisen kann. Derzeit betreuen sie und ihre vier Mitarbeiter, darunter ein Erzieher, 15 Kinder. Sozialbeigeordnete Müller war sich aber sicher, „dass gerade beim Bedarf an Kitaplätzen im Bornstedter Feld die 29 restlichen Plätze schnell besetzt sind.“ Anmeldungen im Jugendamt lägen bereits vor. Die Hortplätze sollen im neuen Schuljahr belegt werden.

Ab September soll der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zuerst durch das Jugendamt überprüft werden, ehe sich Eltern bei einer Einrichtung bewerben. Damit solle eine realistischere Einschätzung der benötigten Platzzahlen erreicht werden. Parallel sollen Kitas Ende April eines jeden Jahres bekannt geben, welche Kinder aufgenommen werden, und wie viele freie Plätze es noch in der Einrichtung gibt. Allerdings gibt es gegen diese Pläne noch Widerstände von einzelnen Trägern, gab Amtsleiter Norbert Schweers zu. „Wir versuchen weiter, zu überzeugen“, erklärte er.

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