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LebensWERT: „Die Erfahrung hatte eine neue Qualität“

LebensWERT Was für Klara Geywitz in dieser Woche lebenswert war Wie gut, dass ich nicht allein war. Als mein Mann mich Donnerstagabend vom Zug abgeholt und Zeit für mich hatte, habe ich mich gefreut.

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LebensWERT Was für Klara Geywitz in dieser Woche lebenswert war Wie gut, dass ich nicht allein war. Als mein Mann mich Donnerstagabend vom Zug abgeholt und Zeit für mich hatte, habe ich mich gefreut. Die vergangene Woche war nicht die fröhlichste. Mit dem Verein „Brandenburg gegen Rechts“ war ich vier Tage in Krakau und Auschwitz-Birkenau. Nach dem Besuch im Konzentrationslager habe ich mich wie nach einer Beerdigung gefühlt. Natürlich war da so eine Erwartung, doch hatte die Erfahrung eine ganz andere Qualität. Nach der sechsstündigen Führung war der „perfekte“ Massenmord noch weniger für mich nachvollziehbar. Im Stammlager hat mich besonders ein Raum, gefüllt mit Hunderten von Reisetaschen, Körben und Taschen, berührt. Ein Koffer fiel mir kurz nach dem Betreten ins Auge. Auf ihm stand „Klara“, wie mein Vorname. Das ging nah. Mittwoch habe ich im Feuilleton einer überregionalen Zeitung über die Trauer um das durch amerikanische Bomben zerstörte Goethehaus in Frankfurt gelesen. Dort wurde vom einmaligen Verlust deutscher Kultur gesprochen. Vor dem Hintergrund dessen, was Deutsche beispielsweise Juden, Sinti und Roma, Polen und Russen angetan haben, ist das einfach makaber. Nach dem Besuch in einem der Konzentrationslager, in denen mehr als sechs Millionen Menschen ermordet wurden, ging für mich die Distanz verloren. Es ist unbegreiflich, dass niemand etwas gewusst haben will. Spannend war auch die Erfahrung, mit Jugendlichen zu reisen. Vor drei Jahren habe ich den Verein „Brandenburg gegen Rechts“ mit gegründet. Wir möchten mit den „Gedenkstättenfahrten“ Geschichte erfahrbar machen. Dieses Mal reisten Jugendliche aus Potsdam, Lübben, Cottbus und Falkensee mit. Es hat mich beeindruckt, wie interessiert manche Mädchen und Jungen waren. Der Besuch ging ihnen ebenso nah, sie waren fassungslos, stellten Fragen, wollten immer mehr wissen. Nach dieser Erfahrung wird manches so nichtig. Ich denke, dass ich nun mehr Gelassenheit für die alltäglichen Dinge aufbringen kann. Schön ist es zu wissen, dass ich in solchen Situationen nicht allein bin, jemanden habe, mit dem ich diese Erfahrungen teilen kann. aufgezeichnet von Ulrike Strube

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