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Landeshauptstadt: „Die Erweiterung kommt zu früh“

AG-Babelsberg-Chef Matthias Müller über den Handel im Viertel und die Vergrößerung des Stern-Centers

Stand:

Herr Müller, war 2013 ein gutes Jahr für die Babelsberger Händler?

Es war kein schlechtes Jahr, auch wenn es aufgrund der Witterungsbedingungen schlecht anfing. Zudem hat es der Standort mittlerweile mit großen Konkurrenten zu tun: Durch die gewerbliche Erweiterung der Bahnhofspassagen Ende letzten Jahres hatten wir ein bis zwei Prozent weniger Umsatz im Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr. Auch der immer stärkere Online-Handel macht uns zu schaffen. Insgesamt konnten wir uns zwar ganz gut halten, aber es wird nicht leichter für den Handel.

Herrscht derzeit ein guter Branchenmix im Stadtteil?

Der Mix ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben, aber es gibt auf jeden Fall zu wenig Schuh- und Textilgeschäfte. Woran es wirklich fehlt, ist vor allem ein Kundenmagnet, zum Beispiel ein kleines Kaufhaus am Standort der Post gegenüber dem Bahnhof. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich hier eine kleinere Kaufhauskette ansiedeln könnte. Auch das geplante Einzelhandelskonzept sieht ja eine Prüfung des Postgrundstücks für einen größeren Gewerbestandort vor.

Wie bewerten Sie das Einzelhandelskonzept, das derzeit diskutiert wird?

Positiv. Es ist gut, dass keine weiteren Ansiedlungen geplant sind. Das Konzept sieht auch vor, den Branchenmix in Babelsberg zu vergrößern, doch das wird schwierig, wenn es Erweiterungen wie beim Stern-Center gibt. Wir müssen erst mal den Zuwachs der Bahnhofspassagen verkraften, zu der es nach der Aufhebung der Sortiments- und Handelsbeschränkungen gekommen ist. Die Erweiterung des Stern-Centers, die ab 2015 oder 2016 stattfinden soll, kommt einfach zu früh. Rund um das Stadtschloss sind ja auch noch Geschäfte geplant, daher halte ich solche Erweiterungen in Potsdam zum jetzigen Zeitpunkt generell für ungünstig. Die gegenwärtige Situation sollte sich erst mal stabilisieren.

Haben Sie den Eindruck, dass der Handel in Babelsberg von der Stadt stiefmütterlich behandelt wird?

Nein, kann man nicht sagen. Wir werden von der Stadt wirklich gleichberechtigt und partnerschaftlich behandelt und sind in allen Arbeitskreisen mit gleicher Stimme vertreten.

Was halten Sie vom Vorschlag der Linken, die alte RAW-Halle zwischen Hauptbahnhof und Babelsberg gewerblich zu nutzen?

Das wäre für Babelsberg ebenfalls ungünstig. Wenn dort zum Beispiel ein Rewe entstünde, würde der vor allem auf die Autofahrer abzielen, und das könnte dem Kaisers in Babelsberg und dem Edeka im Weberpark Kunden wegnehmen.

Der Weberpark will sich mehr in Richtung Gesundheitsbranche bewegen. Finden Sie das sinnvoll?

Ja, das ist sinnvoll, es gibt dort jetzt zum Beispiel eine Apotheke oder ein Geschäft für Hörgeräte. Die Nutzung als klassisches Einkaufscenter hat nicht funktioniert und wir haben auch keine bessere Lösung dafür. Man müsste schon viel Geld in die Hand nehmen, um den Weberpark umzubauen, doch da wird sich kein Investor finden. Ein wenig Leerstand haben wir im Weberpark zwar noch, aber vorne zur Straße hin ist größtenteils alles vermietet.

Wie hoch ist der Leerstand in Babelsberger Geschäftsräumen insgesamt?

Der liegt zwischen acht und zehn Prozent, das ist in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Es ziehen immer wieder Geschäfte um, die meisten vermutlich wegen zu hoher Mieten.

Was hat die Aktionsgemeinschaft 2014 geplant, um Publikum anzulocken?

Ganz neu werden dieses Jahr die Böhmischen Tage vom 22. bis 24. Mai sein: Da wird es unter anderem eine Ausstellung von Egon Erwin Kisch geben, das Kino Thalia wird tschechische Filme zeigen und das Kammerorchester Quattro Corde und der Kammerchor Canticorum Jubilo, die in den vergangenen Jahren schon die Böhmische Hirtenmesse aufgeführt haben, werden ein Konzert in der Friedrichskirche geben. Am 28. Juni gibt es wieder Klassik am Weberplatz, diesmal mit Filmmusik, und am 29. November findet der Böhmische Weihnachtsmarkt zum 15. Mal statt.

Bei der Organisation dieser und anderer Events wurde die Aktionsgemeinschaft ja in den vergangenen Jahren vom EU-geförderten Geschäftsstraßen-Management unterstützt. 2013 ist das aber ausgelaufen...

Ja, es wäre eigentlich wichtig, das Geschäftsstraßen-Management weiterzuführen. Wir machen das ja alle ehrenamtlich und haben eigentlich kaum Zeit, das alles zu organisieren.

Die Fragen stellte Erik Wenk

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