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Homepage: Die ewigen Probleme mit Vater und Mutter HFF-Nachwuchs inszenierte am Berliner Maxim Gorki Theater

Von Jan Kixmüller Die Bühne als Guckkasten, die alte Idee vom Theater: bei dem Theaterprojekt „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“ haben vier Filmregie-Studenten der Filmhochschule HFF am Berliner Maxim Gorki Theater diesen Schaukasten wieder geöffnet. Und zwar wortwörtlich.

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Von Jan Kixmüller Die Bühne als Guckkasten, die alte Idee vom Theater: bei dem Theaterprojekt „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“ haben vier Filmregie-Studenten der Filmhochschule HFF am Berliner Maxim Gorki Theater diesen Schaukasten wieder geöffnet. Und zwar wortwörtlich. Ein aufklappbarer Holzkasten setzte auf der Studiobühne des Gorki am vergangenen Wochenende die Grenzen, in denen die angehenden Filmregisseure ausloteten, was in der Theaterarbeit anders ist als beim Film. Thema war ein altgedienter Topos: der ewige Eltern-Kind-Eltern-Konflikt. Vier kleine Short-Cuts, den Anfang machte das Stück „Tonka“ (Regie: Joachim Dollhopf). Mit einem Fingerzeig wird der Unterschied von Bühne und Film gleich zu Beginn angedeutet. Durch das Guckkasten-Fenster hindurch schiebt eine Hand ein Modellflugzeug über den imaginierten Himmel, Lippen imitieren Motorengeräusche, dann taucht der Gatte nach langer, weiter Dienstreise wieder zuhause auf. Im Film hätte dies mindestens einer Szene bedurft, oder wenigstens einer eingeschnittenen Sequenz eines anfliegenden Flugzeugs. Die Bühne macht die Parallelität der Handlungen möglich. Von den Darstellern verlangt sie einen größeren Einsatz als der Film, Gestik, Mimik und Präsenz stehen im Vordergrund. Was die Filmregisseure auch gerne ausreizen, der Streit zwischen dem Gatten und seiner durchs „Warten“ schwanger gewordenen Frau, frei nach Robert Musils Novelle „Tonka“, fällt laut und bewegt aus. Am Ende spukt man sich sogar mit Essensresten an und schluckt Blumenerde. Etwas zu überzogen, wird schließlich doch kaum deutlich, wie das Stück in die Vater-Mutter-Thematik hinein passen soll. Bei „Liebster Vater“ einer Adaption von Kafkas „Brief an den Vater“ ist das Thema vordergründiger präsent, das blasierte Gesicht des Vaters begleitet zum Video-Standbild gefroren das Hadern und Straucheln des Sohnes. Die Disziplin, die er seinem Sprössling immer abverlangt hatte, hielt er selbst nie ein. Nie sah er die Macht und damit auch die Verantwortung, die er über und für den Sohn hatte. Jetzt zerbricht der junge Mann daran. Gelungen dabei die „Angst“ und der „Putzzwang“ des Sohnes, dargestellt von zwei weiblichen Personen. Am Ende tanzt die „Angst“ mit dem Vater Walzer während der Sohn weiter versucht, seinem Leid ein Ende zu setzen. Die Überlagerung einer Vater-Tochter-Konflikts auf den Partner der Tochter umreißt das Stück „Liebkosungen“ von Sergi Belbel (Regie: Ann-Kristin Wecker). Stimmig in seiner Anlage, wenn auch etwas banal in seiner Aussage. Die Kämpfe mit dem Vater führt die Tochter nun mit ihrem Mann. Auch hier fliegen wieder Lebensmittel über die Bühne, respektive vom Vater klein geschnippelter Salat. Vor lauter Gerede über Abendbrot, Salat und Jogurt oder Pudding meinen sich die junge Frau und ihr Mann nichts mehr zu sagen zu haben. Doch schließlich finden sie über die Küchengespräche wieder zueinander und der Vorhang fällt. Glänzend dann das Stück „Interviews“ (Regie Constanze Knoche). Wie der Titel schon sagt ist es unter Verwendung von Interview-Fragmenten entstanden. Nun wird der Guckkasten gänzlich auseinander geklappt, zwei junge Frauen und zwei junge Männer um die 30 nehmen in den Nischen Platz und monologisieren darüber, was eigentlich schief gelaufen ist, zwischen ihnen und ihren Eltern, vermessene Ansprüche, Generationenkampf, Ferne und Trennungen. Das trifft die Thematik im Kern, wunderbar auch die fließend ineinander übergehenden Texte. Hier wird der Gewinn für die Filmstudenten deutlich: Das hätte ein Dokumentarfilm so nicht gekonnt. Durchweg gut schließlich das Ensemble der Schauspieler. Bleibt zu erwähnen, dass die Darsteller von „Tonka“ (Jana Klinge und Sebastian Stielke) Schauspielstudenten der HFF sind.

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