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Kunsthalle: Die Flotte macht Platz

Potsdams Rathausspitze arbeitet an Verlegung des Hafens - um Platz zu machen für die Kunsthalle von Hasso Plattner. In zwei Wochen soll eine Studie vorliegen.

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Innenstadt - Die Stadtverordneten haben den Weg frei gemacht für den Bau der Plattner-Kunsthalle am Mercure-Standort – jetzt wird im Rathaus mit Hochdruck daran gearbeitet, das Problem Weisse Flotte zu lösen. Das einst privatisierte Fahrgastschifffahrt-Unternehmen hat sein Hauptquartier direkt am Hotel Mercure und wollte dort einen Neubau errichten. Entscheidet sich Hasso Plattner dafür, das laut einer Standortanalyse als am besten für die Kunsthalle geeignete Hotel-Grundstück zu erwerben und dort die Halle zu errichten, muss die Weisse Flotte weichen.

„Wir sind in der Lage, im Lustgarten einen Standort für die Weisse Flotte zu finden“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Mittwochabend im Hauptausschuss des Stadtparlaments. Der Standort sei noch nicht definitiv, werde aber „in der Nähe des Neptunbassins an die Bahn gerückt“ liegen, so Jakobs. Es werde jetzt eine Studie erstellt, die in zwei Wochen vorliegen werde. Dann werde die Verwaltung wieder mit der Weissen Flotte beraten. Dies geschehe, so Jakobs „in hohem Einklang“.

Der Oberbürgermeister hatte erst am Montagabend bei der Demonstration für die Kunsthalle am Mercure-Standort versprochen, dass Mäzen Plattner sich nicht mehr um den neuen Standort für die Weisse Flotte kümmern müsse. Das erledige das Rathaus, so Jakobs. Zuvor hatte Plattner wie berichtet erklärt, er werde nicht in der Stadtmitte bauen, sondern die Kunsthalle auf seinem Areal am Jungfernsee bei Neu Fahrland errichten. Grund dafür waren neben den Protesten gegen den Mercure-Abriss vor allem der Linken auch die Schwierigkeiten am Hafen mit der Weissen Flotte.

Mittlerweile kann Plattner sich wieder vorstellen, am Mercure-Standort zu bauen, wie er auf der Demonstration sagte. Dort sprach auch Weisse- Flotte-Chef Jan Lehmann. Er schloss aus, dass die Flotte mit ihrem Quartier bis an den Bahndamm zurückweichen werde, signalisierte aber große Offenheit für andere Lösungen: „An uns wird die Kunsthalle nicht scheitern.“

Eventuell muss die Stadt auch für Kosten der Weissen Flotte aufkommen: So werde Potsdam womöglich die Planungskosten für den ursprünglich vorgesehenen, aber bisher nicht genehmigten Neubau erstatten, sagte Jakobs. Andere finanzielle Zusagen gebe es aber im Zusammenhang mit der Kunsthalle nicht, so der Oberbürgermeister am Mittwochabend auf Nachfrage von Linke-Fraktionschef Hans- Jürgen Scharfenberg. Die vier Linke-Stadtverordneten hatten im Hauptausschuss gegen den Bau der Kunsthalle anstelle des Mercure gestimmt, ebenso der Stadtverordnete der Fraktion Die Andere. Scharfenberg übergab zudem seinen Angaben nach rund 400 Unterschriften gegen den Mercure-Abriss an Jakobs. Die Unterschriften seien vor der Belegschaftsversammlung vergangene Woche im Hotel gesammelt worden, so Scharfenberg. SPD, CDU/ANW, Bündnisgrüne und FDP – elf Stadtverordnete – stimmten für den Mercure-Abriss zugunsten der Kunsthalle. Christdemokraten und Liberale äußerten sich allerdings in der Debatte nicht.

Die Linke warb am Donnerstag darum, ihren Standpunkt zu respektieren. „Die Demokratie lebt vom Widerstreit der Meinungen“, so Kreischef Sascha Krämer. Scharfenberg sagte, die Linke werde sich nicht „in die Ecke der Blockierer drängen lassen“. Nicht zutreffend wiedergegeben war im jüngsten PNN-Beitrag die Haltung des Linke-Landesvorsitzenden Stefan Ludwig. Dieser ist mit einem Mercure-Abriss – anders als der ehemalige Linke-Bundes- und Landeschef Lothar Bisky – nicht einverstanden. Der Lustgarten sei ein Standort für ein Hotel, so Ludwig. Aber die Debatte könne auch Anlass sein für einen Neustart, bei dem als politisches Angebot alle „an einen Tisch geholt werden“. Ein weiteres politisches Votum zur Kunsthalle muss es aber nicht geben – der Grundsatzbeschluss ist gefallen.

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