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Landeshauptstadt: „Die Frauen sollten sichtbar werden“

Die Frauenwoche wird 25: Marina Fähnrich erinnert sich an die Anfänge

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Frau Fähnrich, die Frauenwoche, die am Samstag eröffnet wird, feiert 25. Geburtstag. Mit welchem Ziel wurde sie 1991 gegründet?

Um die Frauen aufzurütteln. Vielen Frauen wurde damals gekündigt, sie schienen einfach nur abzuwarten und machten nichts. Wir wollten, dass die Frauen aktiv werden, sich einbringen und sichtbar werden.

Dabei gilt die ehemalige DDR doch als vergleichsweise fortschrittlich bei der Gleichstellung der Geschlechter. Woher kam die Lethargie, die Sie beschreiben?

Einerseits aus der Arbeitsmarktsituation. Eine Arbeit, eigenes Geld – das war das, was das Selbstwertgefühl der DDR-Frauen ausgemacht hat. Nun verloren sie ihre Jobs. Außerdem schaffte die Umbruchsituation große Verunsicherung. Hinzu kam: Die Frauenfrage galt in der DDR zwar als geklärt. Das hieß aber auch: Wenn Frauen durch die ungleiche geschlechtsspezifische Arbeitsteilung Probleme hatten, dann wurde das eher als Versagen der einzelnen Frau gewertet. Es wurde kaum thematisiert, dass vielleicht das System Ursache dafür war.

Wie erinnern Sie sich an die erste Brandenburger Frauenwoche, die im Mai 1991 stattfand?

Es gab eine große Ausstellung mit Motiven aus dem Frauenalltag. Außerdem gab es Veranstaltungen zur Arbeitsmarktsituation der Frauen, zu Frauengesundheit, Schwangerschaftsabbruch, zur Situation lesbischer Frauen, Frauen und Sucht, Gewalt in der Familie, Ausländerinnen. Es gab Diskussionsrunden, Buchlesungen, Filmvorführungen, Feste und mehr.

Jetzt wird die Frauenwoche 25. Wieso braucht man so eine Veranstaltung heute?

Die vielen Aktivitäten rund um den internationalen Frauentag bieten die Chance, Frauenleben geballt öffentlich sichtbar zu machen. Und sie unterstützen Frauen dabei, sich zu vernetzen. Auch heute gibt es noch viele geschlechtsbedingte Ungerechtigkeiten, wie zum Beispiel die Lohnschere zwischen Mann und Frau oder das höhere Armutsrisiko Alleinerziehender. Wir wollen auch heute noch Frauen motivieren, sich in das öffentliche Leben einzubringen und mitzubestimmen, gerade wenn es um sie geht. Mit den Veranstaltungen der Frauenwoche werden nicht nur die Frauen angesprochen, die bereits geschlechterreflektiv durchs Leben gehen, sondern viele Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen und -situationen. Geschlechtergerechtigkeit ist auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Um sie durchzusetzen, brauchen wir auch weiterhin viele mutige und starke Frauen.

Marina Fähnrich, 52 Jahre alt, ist studierte Kulturwissenschaftlerin. Die Mitgründerin der Frauenwoche arbeitet als Referentin für die SPD-Fraktion im Landtag. Mit ihr sprach Jana Haase.

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