Landeshauptstadt: Die Frauenversteherin

Innenstadt - Bevor Karin Genrich am 20. Juli 1987 im dritten Hinterhof der Gutenbergstraße ihr erstes Modegeschäft eröffnen konnte, hatte sie bereits vier Jahre gegen die DDR-Behörden um ihr „Kind“ kämpfen müssen. Dann war sie die einzige selbständige Unternehmerin im Bekleidungshandel.

Heute, nach zwei Jahrzehnten in der Branche, ist vieles leichter geworden, doch kämpferisch ist Genrich geblieben. Die Mieten in der Brandenburger Straße wären im Vergleich zu Berlin für kleine Fachgeschäfte viel zu hoch, weiß das engagierte Mitglied im Präsidium des Textileinzelhandelsverbands. In Potsdam, so hat sie beobachtet, müsse zudem der Tourismus mit dem Handel noch besser verbunden werden, z. B. durch nahe Haltestellen für Reisebusse.

Auf vielen Feldern agiert die Unternehmerin, aber alles gründet sich auf einer einfachen Motivation. Frauen möchte sie zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen. Damit andere vielleicht ähnlich erfolgreich sein können, wie sie es vorgelebt hat. „Ich bin bodenständig und volkstümlich“, sagt die Boutiquenbesitzerin von sich – eine Frauenversteherin. Mit dieser lebensklugen Haltung und hohem ehrenamtlichen Einsatz erhielt Genrich im Jahr 2000 den Prix Europe als europäische Unternehmerin und 2005 das Bundesverdienstkreuz überreicht.

Wer sich in ihren Filialen auf der Brandenburger Straße, im Sterncenter oder im Krongut Bornstedt einkleidet, dem soll die Mode bei jeder Gelegenheit Sicherheit vermitteln. Ob die Kinder in die Schule gebracht werden, beim Geschäftsessen oder beim Treffen mit Freundinnen. „Jede Frau soll sich einfach in ihrer Haut wohlfühlen können“ , so Genrichs Wunsch.

Bei ihrem Jubiläum möchte die Modefrau, dass auch an jene gedacht wird, denen es nicht so gut geht. Während am Samstag um 16 Uhr „ihre Mädels“ vor ihrem Laden am „Broadway“ auf dem Laufsteg Mode, Brillen und Schmuck vorführen, sammelt eine Tombola Geld für eine Knochenmarkspende. MH