Sport: „Die Geier kreisen schon“
Triathlet Gregor Buchholz bleibt Potsdam auch als frisch gebackener Weltmeister und B-Kader erhalten
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Nach der glorreichen WM-Schlacht ließ sich Rolf Ebeling nicht lange bitten. Gregor Buchholz hatte sich am Freitag bei der erstmals in Deutschland ausgetragenen Triathlon-WM in Hamburg den Titel in der U 23 erkämpft (PNN berichteten), und der Sportdirektor der Deutschen Triathlon-Union (DTU) sicherte dem Athleten des Potsdamer Zeppelin-Teams sofort den B-Kaderstatus zu. Für Buchholz ein wichtiger Schritt auf dem weiteren Weg, der ihn noch sehr weit bringen soll.
Allein die finanziellen Sorgen, die sein bislang eher dürftig geförderter Sport mit sich bringt, sind künftig zumindest etwas gelindert. Musste der 21-Jährige für seinen Europacup-Start in der Türkei noch Schulden machen, belasten ihn derartige Kosten fortan nicht mehr. „Von der Sporthilfe bekomme ich im Monat rund 300 Euro, dazu kommen die Materialien“, erklärt Gregor Buchholz. „Davor gabs zwar Zuschüsse für Trainingslager und Wettkämpfe, aber meine Eltern und ich mussten dennoch sehr viel selbst tragen.“
Der Erfolg von Hamburg hinterließ bei seinen Eltern indes große Spuren. Ermahnten sie ihren Sohn bislang stets, das „reale Leben“ nicht aus den Augen zu verlieren, haben sie sich an der Alster davon überzeugen lassen, dass er es noch weit bringen kann. „Ich habe ihnen immer gesagt, dass ich da oben mitmischen kann“, erzählt Gregor Buchholz. „Meine Eltern haben mich zwar immer sehr unterstützt, jetzt machen sie es aber bestimmt mit einem noch besseren Gefühl.“
Vom Erfolg des Potsdamer Studenten profitiert auch sein Verein. „Die Medienpräsenz, auch jene im Fernsehen, ist für unseren Sport ganz wichtig“, weiß Landestrainer Ron Schmidt. „Wir rechnen schon damit, dass wie für einige Sponsoren recht lukrativ geworden sind.“ Allerdings muss sich der Verein fortan umso mehr bemühen, ein gut funktionierendes Netzwerk auf die Beine zu stellen. Neben dem Studium soll sich Buchholz voll auf seinen Sport konzentrieren können, und der muss professionell abgesichert sein. „Das müssen wir allein tun, um Gregor halten zu können“, sagt Schmidt. „Viele Vereine sind schon seit langem an ihm interessiert. Aber nach dem Titelgewinn kreisen die Geier noch mehr.“ In jedem Fall habe die WM der Nachwuchsarbeit im Verein einen enorm wichtigen Motivationsschub gegeben.
Von den Ängsten seines Chefs will der junge Weltmeister jedoch nichts wissen. „Ich habe große Lust in Potsdam zu bleiben“, versichert er. „Hier studiere ich, hier habe ich mir m ein Leben eingerichtet und die Trainingsbedingungen sind optimal. Finanziell läuft es woanders zwar besser, aber das ist eben nicht alles.“
Nach der WM in Hamburg wollte sich Buchholz, der an der Potsdamer Uni Regionalwissenschaften studiert, eigentlich in den mehr als verdienten Urlaub verabschieden. Nicht an den Strand – eher mit Kumpels durch die französischen Alpen wandern. Doch das muss warten. Bereits am Samstag wartet der nächste Einsatz auf ihn: Im polnischen Kedziern Kozle wird er am Europacup teilnehmen. „Ganz entspannt“, wie er sagt. Und nur um Punkte zu sammeln. Denn die sind wichtig für künftige Einsätze bei Weltcups. Und die wiederum für Ziele, an die er momentan wohl noch gar nicht denken mag.
Henner Mallwitz
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