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Freigetanzt. Bei den Proben für einen Film zur Revolution in Ägypten.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Die getanzte Revolution

Schüler des Filmgymnasiums tanzen für das stadtweite Projekt „Freitagsfilme“ die ägyptische Revolution

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Tracy Chapman singt von der Revolution, die sich wie ein Flüstern ankündigt. Im lichtdurchfluteten Tanzstudio des Babelsberger Filmgymnasiums in der Großbeerenstraße stehen fünf Mädchen der Klasse 9 T – T wie Tanz, erklären sie später – auf ihren Positionen. Sie haben sich die ägyptische Revolution zum Thema genommen, wollen die Demonstrationen an den „Tagen des Zorns“ bis zum Rücktritt von Präsident Mubarak im Februar 2011 für einen Kurzfilm tänzerisch darstellen. Und dann laufen sie los, auf die raumhohen Spiegel zu, die elegante Halbdrehung beim synchronen Sprung klappt schon perfekt. Dabei haben die Proben erst vor wenigen Stunden begonnen.

Aber spätestens am Wochenende muss die Choreographie sitzen. Denn dann soll gedreht werden – im benachbarten alten Lokschuppen, in dem die Handwerker von Studio Babelsberg für den Thriller „The International“ 2007 das Guggenheim-Museum nachgebaut haben, um es im Kugelhagel durchlöchern zu können. Die Filmgymnasiasten wollen in dem denkmalgeschützten Haus die ägyptische Revolution tanzen. Kostüme in den Nationalfarben rot, weiß und schwarz sollen bis dahin fertig sein, Plakate mit dem Konterfei Mubaraks liegen bereits zum Trocknen im Tanzstudio. „Die werden wir dann zerreißen“, erklärt Elisa Lemke, eine der Tänzerinnen.

Maximal sieben Minuten lang soll der Film werden. Denn das sind die Wettbewerbs-Vorgaben im stadtweiten Projekt „Freitagsfilme“. Insgesamt 13 Gruppen von 11 Potsdamer Schulen beteiligen sich an der Aktion, die im Rahmen des Themenjahres „Stadt des Films“ als Beitrag für Kinder und Jugendliche geplant wurde, wie Koordinatorin Ute Parthum von der Medienwerkstatt erklärt. Das Ziel: „Wir wollen die Schulen unterstützen, Filmarbeit langfristig zu etablieren.“ Denkbar seien AGs, Projektwochen oder ein Unterrichtsfach. Wo es solche Angebote schon gibt, sollen sie mit professioneller Hilfe verbessert werden.

So werden über das Projekt, für das insgesamt 37 500 Euro von Stadt, Pro Potsdam und über das „Soziale Stadt“ fließen, beispielsweise professionelle Coaches finanziert: Am Filmgymnasium ist es die Tanzpädagogin und Schauspielerin Bettina Dawn Kenney – sie stand gerade für den auch in Babelsberg gedrehten Film „Russendisko“ vor der Kamera –, die mit den Schülern probt. Im August gibt es zudem ein „Filmmusik-Camp“, auch eine Weiterbildung für die Lehrer ist geplant.

Spätestens Ende September müssen die Beiträge bei der Medienwerkstatt eingehen, am 21. Oktober, einem Freitag, sollen alle Filme bei der Abschlussveranstaltung im Lindenpark gezeigt werden. Dokus sind dabei, Spielfilme, Trickfilme und sogenannte „Maschinimas“ – Filme, bei denen Szenen aus Computerspielen zusammengeschnitten und nachvertont werden, wie Ute Parthum erläutert.

Ende des Jahres soll geklärt werden, ob des Projekt fortgeführt werden kann. Ute Parthum hält das für wünschenswert: Dass Schüler sich an der Schule „mit ihrer Lebenswelt nicht ernst genommen“ fühlten, hänge auch mit den fehlenden Angeboten im Medienbereich zusammen.

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