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Landeshauptstadt: Die Gummi-Fetzen flogen
Am Donnerstagvormittag wurde in der Templiner Vorstadt ein Teil einer britischen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg kontrolliert gesprengt
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Templiner Vorstadt - Ein lauter Knall, dann liegt der Geruch von Sprengstoff in der Luft über der Templiner Vorstadt: Am Donnerstagvormittag um 10.20 Uhr hat der Potsdamer Sprengmeister Mike Schwitzke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg den kleineren Teil einer 250-Kilogramm-Bombe kontrolliert gesprengt. Trotzdem flogen die Fetzen: Teile alter Autoreifen, mit denen Schwitzke das Bombenfragment abgedeckt hatte, wurden mehrere Hundert Meter weit geschleudert. „Immer noch besser, als wenn ein Stück Stahl so weit durch die Luft fliegt“, so Schwitzke. Das zähe und schwere Gummimaterial fange mögliche Splitter gut ab.
Der Sprengmeister selbst stand mit seinen beiden Kollegen während der Explosion in sicherer Entfernung, er löste die Sprengung über Funk aus. Der Sprengstoff sei ein besonders intensiv wirkender Mix aus Hexogenwachs und Aluminiumgrieß gewesen, vermutete Schwitzke. Für ihn und seine Mitarbeiter war es trotzdem die sicherere Variante: „Bei uns gilt der Grundsatz: Sprengen geht vor Entschärfen.“
Die britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg war am frühen Dienstagmorgen in einem öffentlichen Waldstück der Templiner Vorstadt gefunden worden – nur etwa 30 Zentimeter unter der Erdoberfläche und ganz in der Nähe der Trainingsplätze der Potsdamer Sportunion 04. Wegen geplanter Bauarbeiten habe die Potsdamer Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) das Gelände systematisch absuchen lassen, so Schwitzke. Vergleichbar mit dem ersten Bombenfund in diesem Jahr sei der Einsatz nicht, sagte Schwitzke. Anfang April war eine erste Bombe in der Templiner Vorstadt entdeckt worden. Damals sei der Zünder gut erhalten gewesen, in diesem Fall war die Bombe viel stärker verrottet und bereits in zwei Teile zerbrochen. „Insgesamt ein mittelschwerer Fall.“
Der noch transportfähige Rest der Bombe mit etwa 100 Kilogramm Sprengstoff kommt jetzt in das Depot des brandenburgischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes in Sperenberg, wo er komplett gesprengt wird.
Bevor Schwitzke mit der Arbeit beginnen konnte, mussten am frühen Donnerstagmorgen rund 250 Anwohner und 100 Kleingärtner im Umkreis von 400 Metern ihre Wohnungen und Datschen verlassen. Rund 70 Mitarbeiter der Stadtverwaltung waren im Einsatz, um sicherzugehen, dass auch tatsächlich alle Wohnungen verlassen waren. Evakuiert werden mussten auch eine Behindertenwerkstatt sowie mehrere Firmen und Geschäfte.
Anders als im April waren am Donnerstag aber fast alle Anwohner informiert – bei der Evakuierung vor rund sechs Wochen waren einige buchstäblich beim Frühstück überrascht worden. „Diesmal hatten wir etwas mehr Vorlauf“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN. Insgesamt sei der Einsatz entspannter, weil diesmal auch die viel befahrene Michendorfer Chaussee (Bundesstraße 2) offen blieb. Wie beim letzten Mal muss allerdings die Templiner Straße von und nach Caputh gesperrt werden, auch die Halbinsel Hermannswerder war nur mit der Fähre zu erreichen.
Für Potsdam war es bereits die 137. Bombenentschärfung seit 1990, insgesamt hat Brandenburg seit 1991 rund 322 Millionen Euro für die Suche und Beseitigung von Bomben ausgegeben. Ariane Lemme (mit dpa)
Ariane Lemme (mit dpa)
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