Landeshauptstadt: Die Gymnis und die Heimis
„Zoff um die West Side Story“ ist ein Musical von Jugendlichen über Jugendliche. Am Sonntag ist Premiere
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Es bleibt bis zum Schluss spannend – selbst für die jungen Schauspieler. Denn bis zur Premiere ihres Musicals „Zoff um die West Side Story“ am kommenden Sonntag haben „The Fresh Fruits“ noch einiges zu tun. Beim Probentermin Mittwochabend wurde hart gearbeitet und das Nervenkostüm vor allem von Leiterin Margitta Burghardt strapaziert.
Das Stück ist das zweite, das Burghardt mit den Teenagern, die dem Kindermusiktheater Buntspecht entwachsen sind, aufführt. Etwa die Hälfte der Mitglieder sind allerdings neu hinzugekommen. Und Neue sind nach wie vor willkommen, vor allem Jungs. Zurzeit sind es nur drei, die hier Theater spielen, weshalb oft die Mädchen Jungsrollen übernehmen. 23 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren spielen jetzt bei der Adaption des bekannten Broadwaystoffes mit.
Leonard Bernstein verlegte damals Shakespeares „Romeo und Julia“ in das New York der 1950er Jahre. Die „Fresh Fruits“ hatten die Idee, diesen Konflikt in das Potsdam von heute zu packen. Entstanden ist ein Theaterstück im Stück, und man muss schon aufpassen, um zwischen den Ebenen nicht verloren zu gehen: „Zoff um die West Side Story“ erzählt die Geschichte von einer Gruppe Gymnasiasten und einer Gruppe aus einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche, die zusammengebracht werden, um gemeinsam die West Side Story aufzuführen. Da ist Zoff vorprogrammiert, denn die „Gymnis“ und die „Heimis“ können sich von der ersten Sekunde an nicht riechen. Regisseur und Tanzlehrer versuchen dennoch, die Jugendlichen zu einem respektvollen Umgang miteinander zu motivieren. Doch da ist so viel negative Energie, und als die feine Linda und Niko aus dem Heim ein Liebespaar werden, eskaliert der Streit.
Und so verschwimmen die Geschichten, die Handlungsebene der Jets und Sharks der West Side Story – und der Gymnis und Heimis. Manchmal gibt das Kostüm Orientierung – wenn die Mädchen grell gepunktete Petticoat-Kleider tragen, ist man Downtown Manhattan – doch ein Messer ist ein Messer, mit dem lässt sich heute wie damals zustechen, und soziale Abgrenzung geschieht noch nach denselben Mustern.
Das Stück, für das Anna Maria Hannoschöck-Merkle die deutschen Texte und Hubert Vogler die Musik geschrieben haben, habe ganz klar eine soziale Komponente, sagt Margitta Burghardt. Sehr gern würde sie es sehen, wenn man damit nicht nur im Treffpunkt Freizeit, sondern auch in Wohngebieten wie am Stern oder in Drewitz auftreten könnte. Im Verlauf der Probenarbeit haben sich die Laiendarsteller intensiv mit dem Stoff auseinandergesetzt. Und waren zuerst einmal überrascht, dass die meisten von ihnen zur Gruppe der Heimkinder gehören wollten. „Das ist eben aufregend, in eine andere Rolle zu schlüpfen“, sagte Anne Klaus, die schon seit elf Jahren im Treffpunkt Freizeit Theater spielt.
Als besonders herausfordernd empfanden sie die Liebesszenen, die authentisch gespielt werden mussten. Und die originalen Gesangparts des englischen Musicals sowie die Tanzszenen. „Das ist schwer, gleichzeitig in der Gruppe tanzen, richtig atmen, singen – ist ja alles live“, sagt Alison Winter, die ein Heimkind spielt.
In der Probe, einer der letzten vor der Aufführung, geht dann auch noch lange nicht alles glatt. Vielleicht ist es da von Vorteil, wenn der Zuschauer manchmal ein bisschen verwirrt ist: Ist er nun schon im Stück, und wenn ja, in welchem? Noch ist Margitta Burghardt vieles zu lasch, sie will die Konflikte schärfer, die Spannung intensiver. Ruhig sitzen bleiben kann die Theaterleiterin jetzt nicht mehr auf ihrem Regiestuhl, und so überträgt sich vieles auf die Darsteller auf der Bühne. Choreograph Lukas Simon ist dicht dran, zeigt Bewegungen, Sprünge, Abläufe. Der Messerkampf muss echt aussehen, das Hin und Her, das Wiegen der zwei Körper, der Fall, das Abrollen, das Zustechen und Erstarren der Gruppe. Das sieht dann schon sehr überzeugend aus.
Premiere am Sonntag, 14. 4., um 16 Uhr im Treffpunkt Freizeit, weitere Termine am 16., 18., 19., 20., und 21. 4l. Karten für 8 Euro unter Tel. (0331) 8171934
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