
© Manfred Thomas
Von Jana Haase: Die Hände gebunden
Regisseur Rainer Simon wollte sein Patenkind aus Ecuador für ein Schuljahr nach Potsdam einladen – Behörden verhinderten das
Stand:
Aus den ecuadorianischen Anden an den Heiligen See: Vor einem Jahr war Pachacutec Chugchilán bereits einmal einige Wochen in Potsdam. Der damals 16-Jährige besuchte seinen Patenonkel, den Potsdamer Regisseur Rainer Simon („Die Frau und der Fremde“). Von seinen Eindrücken berichtete er auch in den PNN. Eigentlich wollte Simon dem Jungen, zu dessen Familie er seit den 1990er Jahren in engem Kontakt steht, jetzt ein Schuljahr in Potsdam ermöglichen. Die deutschen Behörden machten dem Vorhaben allerdings einen Strich durch die Rechnung.
Als sich Rainer Simon im Februar 2009 mit dem Visums-Antrag an die Ausländerbehörde Potsdam wandte, hatte er bereits das Okay der Voltaire-Gesamtschule in der Tasche: „Die Direktorin Frau Meyhöfer war sofort bereit, ihn aufzunehmen“, erinnert er sich. Der Antrag sei dann im März zur Deutschen Botschaft in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito geschickt worden, die immer neue Papiere forderte. So hätten etwa Kontoauszüge über das Vermögen des Vaters vorgelegt werden müssen, obwohl Simon in einer Verpflichtungserklärung zugesichert hatte, alle Kosten zu tragen. Auf Nachfrage bei der Botschaft erklärte man, dass die „Bonität des Kunden“ auch geprüft werde, um die „Verwurzelung und Rückkehrwilligkeit“ sicherzustellen. „Ein geringes Familieneinkommen stellt erfahrungsgemäß einen geringeren Anreiz dar, das Schengen-Gebiet wieder zu verlassen“, heißt es wörtlich in dem Brief. „Das nenne ich Rassismus“, sagt Rainer Simon.
Trotzdem wurde schließlich aus Botschaftssicht alles geklärt und die Papiere nach Potsdam zurückgeschickt. Am 28. Juli hatte Simon einen neuen Termin, wo „Bedenken“ angekündigt wurden. Zwei Tage später bekam er dann von der Botschaft in Quito die Nachricht, dass Potsdam die Zustimmung verweigert habe. Simon wandte sich mit einem Protestbrief an die Ausländerbehörde und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Die Ablehnung „schockiert mich als ein verheerendes Signal politischer Fahrlässigkeit“, schreibt er darin.
Aufenthaltsgenehmigungen für den Schulbesuch gebe es „nur in begründeten Ausnahmefällen“, heißt es im Antwortschreiben der Behörde. Da Pachacutec Chugchilán nicht an einem offiziellen Austauschprogramm teilnehme und die Voltaire-Schule keine „internationale Ausrichtung“ habe, sei eine Zustimmung nicht möglich.
„Uns sind da durch die Gesetze die Hände gebunden“, erklärte Stadtsprecher Hartmut Kreft den PNN auf Anfrage. Über die Zahl der Austauschschüler in Potsdam gebe es „keine Statistik“.
„Die neuen Mauern sind nicht minder schrecklich als die alten“, resümiert Rainer Simon. Bei seinem Patensohn sei bis zum letzten Telefongespräch in der vergangenen Woche übrigens noch keine Information über die Visumsfrage angekommen. Laut Stadtsprecher Kreft ist das jedoch Aufgabe der Botschaft.
„Das ist leider kein Einzelfall“, erlärte Hala Kindelberger, die Vorsitzende des Potsdamer Ausländerbeirates, den PNN: „Die EU versucht alles, um ihre Grenzen abzuschotten.“ Kindelberger kritisierte jedoch, dass Simon trotz klarer Rechtslage monatelang hingehalten wurde.
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